FRAGE: Lohnen sich für Blizzard noch klassische Vollpreisspiele oder liegt die Zukunft vielmehr bei Free-to-play-Titeln wie Hearthstone oder Diablo Immortal?

J Allen Brack: Bei der Entwicklung beginnen wir immer mit dem Gameplay von Moment zu Moment. Aspekte wie die Kamera und Bedienung beeinflussen, welche Plattformen sich besser für einen Titel eignen. Das Kern-Gameplay ist wichtig, dafür ist Blizzard bekannt, neben unseren Multiplayer-Erfahrungen. Wenn das Gameplay auf der anvisierten Plattform funktioniert, dann kommen wir zum Geschäftsmodell, weiterführenden Gedanken zur Plattform und zur Community. Nehmt beispielsweise World of Warcraft mit seinem Abomodell: Das Team muss im Grunde nichts tun, außer sich Gedanken darum zu machen, wie sie das Beste aus dem Spiel rausholen. Es ist erfolgreich, wenn Leute damit Spaß haben und es spielen wollen. Bei anderen Geschäftsmodellen wie Free-to-play ist das nicht immer der Fall.

FRAGE: Plant ihr, nach dem Warcraft-Film, weitere Filme oder Serien zu euren Spielen?

Allen Adham: Der läuft übrigens jetzt im TV. Ich habe heute früh den Fernseher angemacht und da lief er. Also wenn ihr den Warcraft-Film noch nicht gesehen habt, tut es jetzt! *lacht*
 

J Allen Brack: Wir sind nicht Blizzard Games, sondern wir heißen ganz bewusst Blizzard Entertainment. Nehmen wir zum Beispiel Bücher: Warum bringen wir Bücher zu Diablo, Starcraft und Warcraft heraus? Weil es den Fans unserer Geschichten weitere Möglichkeiten abseits von den Spielen gibt, sich mit unseren Welten zu beschäftigen. Wir haben nie wirklich aufgehört, darüber zu reden. Wir haben unsere interne VFX-Abteilung und das Cinematic Studio mit Leuten, die vom Film und Fernsehen kommen. Lydia, die Leiterin unserer Abteilung Story & Franchise hat viele Jahre für Sony gearbeitet. Und wir denken immer darüber nach, wie wir verschiedene Arten von Geschichten schaffen und Wege finden können, die Leute zu fesseln.

FRAGE: Wie stehen Sie zu Streaming-Diensten wie Geforce Now und Google Stadia? Gerade Online-Titel wie die von Blizzard könnten davon profitieren, wenn die Leute bequem via Cloud auf vielen Endgeräten spielen können.

J Allen Brack: Wir behalten die neuen Technologien im Auge und bewerten Sie stets neu.  Auf lange Sicht sehe ich viel Potential im Cloud Gaming. Wenn sich die Internetverbindungen verbessern und mehr Hardware an neuen Orten verfügbar wird, tut sich darin bestimmt eine große Gelegenheit auf.

Allen Adham: Neue Technologien betrachten wir durch die Augen von Spielern. Die Frage ist, was die beste Spielerfahrung bietet, manche Spiele eigenen sich sehr gut für die Cloud, aber Titel, die auf geringe Eingabeverzögerung setzen, fühlen sich noch behäbig an und werden besser direkt gespielt. Momentan hat die Technologie noch Luft nach oben, was AAA-Erfahrungen angeht.

FRAGE: Was sind die Trends und Perspektiven in der Spiele-Branche, die Sie am meisten reizen?
 

Die Immersion der Welten wird anders als alles, was wir kennen.

Allen Adham: In Anbetracht unseres 30-jährigen Jubiläums werden wir nostalgisch. Und wenn wir zurückblicken, sehen wir die ganzen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Vor 30 Jahren waren noch Textadventures angesagt, Spiele hatten niedrige Auflösungen und schlechte Grafik – das hat uns auch gelehrt, dass Gameplay das Wichtigste ist. Es ist sehr spannend, wenn man damals mit heute vergleicht, nun nochmal 30 Jahre in die Zukunft zu blicken. Da denke ich natürlich an Virtual Reality und Augmented Reality. Aber auch allgemein an die Qualität von Bild und Ton. Die Leistung neuer Computer und der Cloud wird uns Dinge ermöglichen, an die wir jetzt noch nicht mal denken. Die Spiele, die wir machen werden und die Immersion der Welten wird anders als alles, was wir kennen. Darauf sind wir sehr gespannt!

J Allen Brack: Allen und ich könnten uns nicht einiger sein, dass es eine enorm spannende Zeit für Spieler und Spielemacher ist. Denkt nur daran, wie wir vor 20 Jahren Snake auf schäbigen Handybildschirmen gespielt haben und das war das Maß der mobilen Unterhaltung! Auf lange Sicht bin ich VR und AR gegenüber sehr optimistisch eingestellt. Wir sind noch lange nicht dort angekommen, wir spielen noch Snake! Doch was wird in 20 Jahren sein? Blizzard hat hier noch nicht den Zeh ins Wasser gehalten, aber wir sehen, dass es viel Interesse und Leidenschaft in diesen Feldern gibt.

FRAGE: Dann drücke ich mal die Daumen für ein Diablo VR oder Warcraft VR.

Allen Adham: Wir haben etliche Leute bei Blizzard, die große VR-Fans sind und die schlagen uns ständig solche Ideen vor. Und mehr...

Das Interview führten internationale Spielejournalisten, darunter Hagen Gehritz für GamersGlobal.