Mega Man

Mega Man User-Artikel

Wie alles begann

Corlagon / 2. März 2024 - 1:01 — vor 10 Wochen aktualisiert
Steckbrief
AndroidNES3DSandereandereiOSanderePCandereanderePS3PSPWiiWiiU
Action
Jump-and-run
7
Capcom
Capcom
17.12.1987

Teaser

Ein im Dezember 1987 von Capcom gestartetes Videospielfranchise entwickelte sich zu einem der umfangreichsten überhaupt. Doch der erste Teil war nur mäßig erfolgreich – zu Recht oder zu Unrecht?
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Ursprünglich entschieden sich die japanischen Entwickler, ihrem an die Manga-Figur Astro Boy angelehnten Helden den Namen „Rockman“ zu geben. Der ist abgeleitet von Rock ’n’ Roll, was mit dem Spiel selber allerdings nichts weiter zu tun hat. Capcoms amerikanischer Tochter gefiel der Name dann auch nicht, also heißen westliche Veröffentlichungen eben „Mega Man“. Der actionbetonte NES-Plattformer erhielt im Laufe der Zeit neben jeder Menge Fortsetzungen auch zahlreiche unterschiedlich stark überarbeitete Umsetzungen für neuere Systeme; selber gespielt habe ich neben der Originalversion auch noch die Spielesammlungen Mega Man: The Wily Wars und Mega Man Anniversary Collection.

Die Story ist angesiedelt im frühen 21. Jahrhundert. Dem genialen Wissenschaftler Dr. Thomas Right (in den Übersetzungen auch „Light“ oder „Wright“) ist es gelungen, zwei humanoide Haushaltsroboter zu bauen, Rock und Roll (letztere existiert aber nur für das Wortspiel). Angespornt von diesem Erfolg konstruiert er noch sechs weitere Androiden, gedacht für Arbeit in Extremsituationen. Dieser Erfolg macht allerdings seinen Rivalen Dr. Albert Wily (auch zu „Wiley“ verhunzt) neidisch. Der stiehlt die Industrieroboter einfach, um sie umzuprogrammieren und mit ihrer Hilfe die Welt zu erobern. Rock meldet sich daraufhin, um sich von seinem Schöpfer umbauen zu lassen, von einem universellen Haushaltsroboter zu einem universellen Kampfroboter, Rockman beziehungsweise Mega Man, der es mit Wilys Maschinenarmee aufnehmen kann.
 

Der allererste Maschinenkrieg

Und so springt und schießt ihr euch durch die zweidimensionalen Maschinenwelten und kämpft am Ende jeder Stage gegen einen Endgegner – Cut Man, Guts Man, Elec Man, Ice Man, Fire Man und Bomb Man. Die einzelnen Level sind (für ein Spiel aus den 80ern) recht abwechslungsreich, in der Guts-Man-Stage trefft ihr zum Beispiel auf Bergwerksroboter, während euch auf dem Weg zu Fire Man die Feuerbälle um die Ohren fliegen.
Diese Gegner heißen Metools und entwickelten sich zu einem Maskottchen der Serie.


Das Markenzeichen von Mega Man besteht darin, dass das Spiel nicht linear gestaltet ist, sondern ihr die sechs ersten Level in beliebiger Reihenfolge angehen könnt. Von jedem besiegten Robotermeister erhaltet ihr dann eine Spezialwaffe mit besonderen Fähigkeiten. Die von Elec Man etwa feuert gleichzeitig nach vorne, oben und unten, der Eisstrahler kann Feinde einfrieren, und mit dem Super Arm macht ihr große Blöcke, wenn vorhanden, zu Wurfgeschossen. Jeder Robotermeister ist anfällig gegen die Waffe eines ganz bestimmten Kollegen, und sie alle bilden, inspiriert von Schere, Stein, Papier, eine Art Zyklus – wenn ihr die richtige Reihenfolge kennt, könnt ihr also mit einem beliebigen Level beginnen und dann jeden Robotermeister mit der Waffe seines Vorgängers umpusten. Oder ihr spielt allein mit der Standardwaffe, wenn ihr eine größere Herausforderung wollt. Im Gegensatz zur einfachen Plasmakanone verfügen die Spezialwaffen allerdings nur über begrenzte Energie, welche durch Einsammeln spezieller Items wieder aufgefrischt werden muss.

Sobald die sechs Robotermeister besiegt sind, könnt ihr gegen Dr. Wily antreten. Vorher müsst ihr allerdings noch ein paar weitere Level in fester Reihenfolge absolvieren. Ihr könnt aber auch die ersten sechs Stages beliebig wiederholen, um Punkte zu sammeln (die werden hier noch ganz deutlich gezählt, eine High-Score-Funktion ist aber dummerweise gar nicht vorhanden), und um euch den Magnet Beam zu besorgen, falls noch nicht geschehen. Dieser Spezialgegenstand liegt irgendwo herum und kann Plattformen erzeugen. Ohne ihn seid ihr im zweiten Teil des Spiels leider aufgeschmissen, und um in die alten Level zurückkehren zu können, müsst ihr erst sämtliche Leben verlieren.

Leider ist das Spiel nach diesen zehn Stages auch schon vorbei, zudem ist es stellenweise sehr schwierig ausgefallen – selbst Nintendos Redaktion schrieb später, man könne einen der späteren Kämpfe nur unter Ausnutzung eines speziellen Pause-Tricks gewinnen, der aber wohl nur ein Bug ist. Meiner Erfahrung nach hängt die Schwierigkeit dieser Stelle wesentlich davon ab, ob man eine NTSC- oder die Europa-Version spielt – die berüchtigte PAL-Verlangsamung scheint hier tatsächlich ein Vorteil zu sein; dennoch dürfte man Einiges an Übung benötigen. Umso ärgerlicher ist es dann auch, dass es noch keine Passwortfunktion gibt und das komplette Spiel in einer einzigen Sitzung bewältigt werden muss – Umsetzungen auf späteren Konsolen reichen aber eine Speicherfunktion nach, bei der das nur noch für die letzten vier Level gilt.

Die Grafik wirkt im Vergleich zu späteren Spielen zwar eher detailarm, ist im Vergleich zu anderen Spielen von 1987 jedoch recht fortgeschritten. Mega Man zwinkert regelmäßig (konnte Mario erst viel später) und besteht aus satten fünf Farben (normalerweise erlaubt das NES nur drei Farben pro Sprite). Auch die Animationen sind recht ausgereift. Mit dem Sound ist es ähnlich: Die Melodien wirken etwas primitiv und wiederholen sich teilweise schnell, sind aber durchaus eingängig. Die ursprüngliche Version des Spiels konnte später auf Wii, Nintendo 3DS und Wii U heruntergeladen werden.
So sieht das Spiel auf Mega Drive und Switch aus.
 

Portierungen unterschiedlich mega

Eine Mega-Drive-Umsetzung erschien als Teil einer Spielesammlung namens Mega Man: The Wily Wars, die ihrerseits später als Teil des Mega Drive Mini und des erweiterten Nintendo-Switch-Online-Abos wiederveröffentlicht wurde. Hier hat man Grafik und Sound ordentlich aufgemotzt. Bei den Sprites wurden in der Regel einfach die bereits existenten angepasst; Mega Man selbst ist jedoch ganz neu gezeichnet worden und dabei leider ein bisschen zu groß geraten, so dass die Proportionen nicht mehr stimmen. Teilweise können auch neue Hintergründe bewundert werden. Leider sind die Verantwortlichen von den japanischen Originalen ausgegangen und haben die „Rockman“-Schriftzüge lediglich zu „Megaman“ umgeändert, was eher hässlich aussieht, schließlich schreibt sich der westliche Name ja auseinander. Möglicherweise treffen die eigenständigen westlichen Logos aber auch generell meinen Geschmack besser.

Wie gesagt wurde hier eine Speicherfunktion eingebaut; ferner hat man in diversen Punkten an der Schwierigkeit geschraubt. Das Spiel wurde in mehrfacher Hinsicht fairer gemacht, mit am auffälligsten dürfte sein, dass der oben erwähnte Kampf gegen den Gelben Teufel (wenn nicht das komplette Spiel) langsamer abläuft – allerdings nicht unbedingt mit Absicht, denn im Mega Drive Mini soll er wieder die ursprüngliche Geschwindigkeit haben, während der Exploit behoben wurde, also viel Spaß. Überhaupt ist das Spiel auch in einigen Punkten schwerer geworden; am ärgerlichsten ist, dass sich die herumliegenden Energieauffrischungen nicht mehr regenerieren. An der Stelle, an der man nur mit dem Magnet Beam weiterkommt, konnte man ursprünglich einfach in den vorigen Bildschirm zurückkehren, um ihn wieder aufzuladen. Geht einem in der Mega-Drive-Version die Energie aus, muss man zwingend ein Leben verlieren, um es weiter versuchen zu können.
In dieser Stage fliegen ordentlich Kugeln.


Ist man mit der weitgehend unveränderten NES-Grafik zufrieden, dürfte die Playstation-Version des Spiels die beste sein, denn die fügt eine große Anzahl neuer Features und Optionen hinzu, ist aber leider nur in Japan erschienen (als Teil einer Reihe namens Rockman Complete Works). Teile davon wurden ein paar Jahre später in die nordamerikaexklusive Mega Man Anniversary Collection für Playstation 2, Game Cube und Xbox (also die erste) übernommen: Eine optionale einfachere Schwierigkeitsstufe bewirkt typischerweise, dass wir mehr Schaden austeilen und/oder weniger einstecken und bestimmte Gegner von vornherein verschwunden sind. Unter anderem auch ein zusätzlicher Turbo-Schussknopf für Dauerfeuer macht das Erlebnis angenehmer. Speziell in der Game-Cube-Version wurde allerdings die Knopfbelegung verhunzt. Schließlich könnt ihr – wieder als eigenständige Option – auch noch den sogenannten Navi-Modus aktivieren, in dem ihr unterschiedlich nützliche Zusatzinfos erhaltet, darunter Hinweise von Dr. Right, die sich stellenweise per Knopfdruck anzeigen lassen. Ausschließlich in diesem Modus hat man auch einen Teil der Musik ausgetauscht, in der Regel gegen eine aufwendigere Interpretation des jeweiligen Stücks, in mindestens einem Fall jedoch gegen ein ganz anderes.

Für die Playstation Portable produzierte man ein besonders aufwendiges Remake namens Mega Man Powered Up, das ich aber selber immer noch nicht gespielt habe. Für Nintendo 3DS, Playstation 4, Xbox One (also die dritte), Windows mit Steam und Switch existiert eine Mega Man Legacy Collection, die meines Wissens keine der bisherigen Neuerungen außer der Speicherfunktion enthält, dafür aber viele schwierige Herausforderungen hinzufügt und in bestimmten Versionen auch die Möglichkeit, das Geschehen einfach zurückzuspulen. Schließlich hat es auch noch Portierungen für ältere Mobiltelefone, Android und iOS gegeben, die aber keinen guten Ruf zu besitzen scheinen. Die „Mega Man“-Spiele für DOS und Game Gear wiederum sind lediglich Ableger gleichen Namens.
 

Mein Fazit

Insgesamt ist Mega Man also ein Action-Plattformer mit gutem, innovativem Konzept, der zu Recht zahlreiche Nachfolger bekommen hat. Leider ist der erste Teil noch nicht ganz ausgereift – ziemlich kurz und ohne Passwortfunktion –, und liegt daher qualitativ unter dem Durchschnitt der Serie. Spätere Portierungen reichen aber eine Speichermöglichkeit nach; konkret empfehle ich eine der leider nicht in Europa erschienenen Fassungen für PS1, PS2 oder Xbox (selber gespielt habe ich die letztgenannte), da dort einige zu fies ausgefallene Stellen optional entschärft sind.
Anzeige
Gegen Cut Man hilft der Flammenwerfer. Oder wäre eine andere Waffe noch besser?
Corlagon 2. März 2024 - 1:01 — vor 10 Wochen aktualisiert
RoT 21 AAA-Gamer - P - 26589 - 2. März 2024 - 2:54 #

danke für den mega-Artikel :D megaman hab ich nur periphär gestreift...

Nivek242 33 AAA-Veteran - P - 921486 - 2. März 2024 - 8:21 #

Habe die Mega Man Spiele oft angespielt, bin aber nie lange hängen geblieben.

StefanH 26 Spiele-Kenner - - 65067 - 2. März 2024 - 8:34 #

Der Artikel kommt auch passend zum Mega Man Fighting Pass in Street Fighter 6 :D

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105178 - 2. März 2024 - 10:14 #

Mega Man war meine erste Lieblingsreihe. Übrigens ist der Kampf gegen den gelben Teufel nicht wirklich schwerer als gegen andere Bosse. Er hat genau wie alle MM Bosse ein festes Muster. Allerdings braucht es gute Reflexe nebst Gedächtnis. Sonst wird es tatsächlich sehr schwierig.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 267927 - 2. März 2024 - 12:36 #

Danke für den Einblick. War mir einiges unbekannt.

ds1979 20 Gold-Gamer - P - 21473 - 2. März 2024 - 18:22 #

Schöner Artikel, die ersten 3 Mega Man auf Nes sind die einzigen die ich jemals durchgespielt habe.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20306 - 3. März 2024 - 2:04 #

Da meine Kinder Mega Man lieben habe ich mit ihnen Teil 1-9 durchgespielt und verstehe mittlerweile nicht mehr, wie ich sie je schwer finden könnte xD

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 105178 - 3. März 2024 - 11:54 #

MM ist nur am Anfang schwer. Hier gilt das Prinzip: Kennste einen, kennste alle. :)

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20306 - 3. März 2024 - 12:35 #

In der Tat :)

Deklest 13 Koop-Gamer - 1550 - 3. März 2024 - 13:54 #

Joar Mega Man. Unausgereift trifft es wohl am Besten. Hatte es das erste Mal auf der Wii gespielt und bin trotz Speicherfunktion am gelben Teufel gescheitert. Mein lieber Herr Gesangverein, der war nicht machbar, obwohl ich davor so einige Mega Man Teile durch hatte. Später habe ich dann mit einem Emulator das ganze nochmal probiert und ihn dann mit dem Bug besiegt. Den Rest der Wily-Stages aber auch mit Save-States gemeistert.

Interessante Geschichte zum Anfang von Mega Man. War mir nie so bewußt.

thoohl 20 Gold-Gamer - - 23676 - 3. März 2024 - 16:22 #

Danke. NES Screens machen auch direkt Retrostimmung.

Moe90 22 Motivator - - 31091 - 3. März 2024 - 22:57 #

Danke für diesen informativen Artikel. Ich habe Mega Man selbst nie wirklich gespielt. Ich kann mich allerdings daran erinnern, dass ich einem Nachbarsjungen ein paar Mal bei ihm zuhause beim Spielen zugeschaut hatte.

MiLe84 14 Komm-Experte - - 2410 - 4. März 2024 - 10:02 #

Mega Man habe ich ausschließlich als Game Boy Spiel erlebt. Dafür hatte ich hier, meine ich, alle erschienenen Spiele bis Teil 5.

War so ziemlich das Beste auf dem Game Boy :)

Pat K. 17 Shapeshifter - 7476 - 5. März 2024 - 12:19 #

Toller Artikel. Genau solche Artikel machen GG einzigartig.