GC 2017: Black Mirror angeschaut: Atmosphärisches Horror-Adventure

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Benjamin Braun 440710 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A10,J10
PS3-Experte: Ist auf PS3-Spiele spezialisiert und kennt auch die Konsole selbst gutDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Sport-Experte: Kümmert sich bei GamersGlobal um Sport- und RennspieleAdventure-Experte; Kennt sich wie kaum ein Zweiter mit Adventures ausArtikel-Schreiber: Hat 15 redaktionelle Artikel geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2018 teilgenommenGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtHow-to-Guru: Hat 10 How-tos / Lösungen geschriebenRollenspiel-Experte: Kaum ein RPG, bei dem er nicht das Ende gesehen hat...Dieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2017 teilgenommenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

22. August 2017 - 12:59 — vor 6 Jahren zuletzt aktualisiert
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Als King Art Games sein Serienreboot zu Black Mirror vor einigen Tagen angekündigte, war klar, dass es sich nicht um ein klassisches Point-and-Click-Adventure handeln wird. Auf Rätsel wird das storylastige Abenteuer, wie uns Chefentwickler Jan Theysen im Interview verriet, im Rahmen dessen größtenteils verzichten. Unsere Eindrücke von der gamescom allerdings sind durchweg positiv. Denn in puncto Atmosphäre und Inszenierung scheinen die Bremer an einem Story-Adventure zu arbeiten, das die spielerisch ähnlich seichten Telltale-Abenteuer in diesen Bereichen mühelos aussticht.

Kompletter Serienneustart
David Gordons Großvater ist tot und David kehrt nach Jahren wieder nach Mirror Castle zurück, um an der Testamentseröffnung teilzunehmen. Aber das ist noch mehr: Der Tod von Davids Großvater erfolgte unter mysteriösen Umständen. Tatsächlich scheint er dem Wahnsinn verfallen zu sein. Moment mal, das ist doch der Einstieg in The Black Mirror – Der dunkle Spiegel der Seele! Nein, nicht ganz. Anders als im ersten Teil der Reihe hieß die Hauptfigur dort Samuel, zudem befand sich das Schloss in England und nicht wie in King Arts Spiel in Schottland. Aber auch sonst ist es eine ganz neue Geschichte. Weder Charaktere aus den Vorgängern, noch irgendwelche darin enthaltenen Handlungsfetzen sind enthalten oder werden in irgendeiner Form thematisiert. Trotzdem gibt es kleinere Parallelen, auch optischer Natur. Zumindest von außen sieht das Schloss nämlich genauso aus wie in den ersten drei Abenteuern von Samuel und Darren.

Die Ankunft auf Black Mirror Castle ist für David jedenfalls nicht allzu erfreulich. Familienoberhaupt Margret Gordon zeigt Heimkehrer David bewusst die kalte Schulter und auch sonst ist die Atmosphäre nicht gerade von Herzlichkeit geprägt. Herausfinden, was passiert ist, will David dennoch und beginnt damit, sich auf dem Familienanwesen umzusehen. Wo zum Beispiel könnt man dieses Bruchstück eines Modells im Haus wohl einsetzen, das der Großvater David überlassen hat?

Rätsel auf Sparflamme
Spielerisch bezeichnet Jan Theysen Black Mirror als „irgendwas zwischen Telltale und The Raven“, dem Detektivabenteuer, das die Bremer vor einigen Jahren veröffentlichten. Viel mehr als hier und dort mal ein Objekt an der richtigen Stelle verwenden oder eines innerhalb des Inventars zu manipulieren ist also nicht zu erwarten. Dafür halten sich Minispiele und ähnliches wohl stark in Grenzen. In einer der Geisterszenen muss sich David in einem davon beruhigen, indem wir den Cursor an einem bestimmten Punkt auf dem Bildschirm halten. Aber dafür zeigt das Spielkonzept andere Stärken, die eng mit der Story verzahnt sind.

So durchstreift David am späten Abend das Schloss, wobei er auch auf verschiedene NPCs treffen kann. Im Büro sitzt etwa gerade der Anwalt der Familie der gerade „laut nachdenkt“. Betreten wir den Raum auf derselben Ebene, bemerkt er uns natürlich sofort und spricht uns an. Betreten wir den Raum hingegen über eine Empore, können wir ihn belauschen und so vielleicht Dinge erfahren, die uns sonst (zunächst) verborgen blieben. Ob wir lauschen oder auf uns aufmerksam machen sind die Art von Entscheidung, auf die ihr in Black Mirror häufiger treffen werdet. Die Konsequenzen haben selten eine größere Tragweite, wie Jan Theysen bestätigt. Aber ein storylastiges Spiel muss schließlich im Kern spannend sein und es nicht erst durch irgendwelche Pseudo-Ereignisse und halbgare Alternativen tun.

Wie gut und spannend Black Mirror wird, können wir noch nicht sagen. Vielversprechend und atmosphärisch wirkt es bislang auf uns aber allemal. Das liegt auch an der den bisherigen Eindrücken nach sehr guten deutschen Sprachausgabe und der einmal mehr (größtenteils) von Benny Oschmann (The Book of Unwritten Tales) komponierten Musik. Besonders aber Grafik und Inszenierung hinterlassen einen starken Eindruck.

Stromrechnung nicht bezahlt
In Black Mirror setzt King Art einmal mehr auf die Unity-3D-Engine. Allerdings sah bislang noch kein Spiel der Bremer so gut aus. Gerade die für ein Horrorspiel so wichtigen Licht- und Schatteneffekte sind erstklassig gelungen. Dass die geizigen Schotten bei der Stromrechnung sparen und David im Dunklen mit der Kerze rumläuft, versteht sich schließlich von selbst! Bei Charakteranimationen und –mimik legen die Entwickler deutlich zu, wenngleich die Gesichter nicht das Niveau eines Mass Effect erreichen. Richtig gut gefallen uns auch die Zwischensequenzen in Spielgrafik, die immer wieder gekonnt nahtlos ins laufende Spielszenen eingewoben sind. Den cineastischen Anspruch erfüllt Black Mirror aber auch bei der dynamischen Kameraführung. Ob Black Mirror das in seinen rund zehn Stunden Umfang, die es bieten soll, bis zum Schluss auf dem Niveau durchhält? Wer weiß. Aber wenn das nur halbwegs der Fall sein sollte, dann dürfte das ein Fest für Freunde von Story-Adventures werden!

Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal)
falc410 15 Kenner - 3176 - 22. August 2017 - 13:10 #

Mhm ein Telltale-ähnliches Spiel aus Deutschland? Na ich bin gespannt. Interaktive Filme nennt man jetzt also Story-Adventures. Auch wieder etwas gelernt. Hatte den ersten Teil damals gespielt und der war ziemlich gut glaube ich, aber klassische Adventures tun sich einfach schwer am Markt. Kann die Entscheidung schon nachvollziehen.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83954 - 22. August 2017 - 13:57 #

Daedalic macht das ja jetzt auch. Silence und Säulen der Erde gibt es schon, State of Mind ist noch in der Mache.
Ersteres war allerdings ein gigantischer Flop. Ob deutsche Adventure-Entwickler mit diesem Konzept also in Zukunft erfolgreicher sind als mit klassischen Adventures, bleibt abzuwarten.

v3to (unregistriert) 22. August 2017 - 21:09 #

Wobei ich sagen muss, dass Silence das erste Daedalic-Adventure ist, welches mir richtig Spaß gemacht hat. Man merkt dem Spiel zwar an, dass die Entwickler etwas mit ihren Ambitionen kämpften, fand es aber dennoch gelungen (besser auch als im GG-Test) und hätte wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient IMO. Die hatten mit dem Release auch ein selten dämliches Timing passend zum Steam-Herbst-Sale.

... und ehrlich lässt sich das Spiel nicht so sehr mit Telltale-Produkten vergleichen. Eher mit dem King's Quest Reboot. Es gibt durchaus Rätsel, wenn auch von der offensichtlichen Sorte.

advfreak 22 Motivator - - 32082 - 22. August 2017 - 13:10 #

Konntest du es schon anspielen? Kann man es denn in etwa mit einem Until Dawn vergleichen? Hat es verschiedene Handlungsstränge bzw. mehrere Enden das man es auch mehrmals durchspielen kann - vielleicht Gute und schlechte Enden? 10 Stunden Umfang klingt jetzt nicht gerade sehr viel...

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75410 - 26. August 2017 - 22:53 #

Für mich ist das ne normale Länge für ein Adventure.

Titus-X 18 Doppel-Voter - 11227 - 22. August 2017 - 14:20 #

Ich finde es ein bisserl schade, dass ausgerechnet die beiden deutschen Entwickler, deren klassische Adventures ich mochte, jetzt auf den (vermutlich umsatzbringenderen) Story-Adventure Zug springen.
Oder habe ich bei Daedelic oder Nordic Ankündigungen übersehen?
Eine Mischung wäre toll. Ab und an spiele ich auch mal gerne ein gut gemachtes Only-Story Spiel (Silence, Life is Strange).
Edit: Ah, den MoMoCa nachgeholt. War aufschlussreich.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75410 - 26. August 2017 - 22:54 #

Ja, da bin ich ganz deiner Meinung. Aber zum Glück hat Kevin Mentz ja schon bestätigt, dass The Devil's Men wieder ein klassisches Adventure von Deadalic wird. :)

funrox 16 Übertalent - P - 5180 - 22. August 2017 - 13:38 #

Na ja, wird trotz fehlender Rätsel vorgemerkt.

Extrapanzer 17 Shapeshifter - P - 7554 - 22. August 2017 - 14:09 #

Nach der ersten News vor ein paar Tagen habe ich angefangen, mir wieder die LP-Videos von Trashtazmani auf YT (nebenher) anzugucken.
Leider habe ich den Punkt verpasst, wo sie Teil 3 schon weiter spielt als ich und so wurde ich stellenweise schon gespoilert. Ich habe die Videos dann pausiert und selber mal wieder den dritten Teil gespielt. Es hat mich doch sehr erschreckt, wie inhomogen sich Adventure spielen, wenn man erst mal selber an der Maus sitzt. Manchmal läuft man ohne Fortschritt gefühlte Ewigkeiten rum und ist so gelangweilt oder genervt, dass man parallel andere Inhalte konsumiert (TV, YT, Radio, usw.). Dann findet man aber den richtigen Lösungsansatz und es passiert wieder etwas, das man dann aber teilweise verpasst, weil man die Stummschalttaste für das andere Medium nicht rechtzeitig findet.
Leider bin ich nicht so richtig überzeugt, dass weniger Rätsel die Probleme des Genre beheben, denn was frustriert sind ja nicht die Rätsel, sondern unnötige Wege, Logikbrüche, Storybrüche und Bedienungsprobleme.
Fazit: Ich spare Geld, Zeit und Nerven, wenn jemand wie Trashtazmani das neue Black Mirror "für mich" spielt. In den LPs wird der nervige Leerlauf oft übersprungen und für die Hintergrunduntermalung sorgt der Kommentar des Vorturners. Wenn die Interaktivität von Spielen sich mechanisch immer mehr der Pause-Taste am DVD-Spieler nähert, dann schafft sie das Genre selber ab.

advfreak 22 Motivator - - 32082 - 22. August 2017 - 14:31 #

"Fazit: Ich spare Geld, Zeit und Nerven, wenn jemand wie Trashtazmani das neue Black Mirror "für mich" spielt. In den LPs wird der nervige Leerlauf oft übersprungen und für die Hintergrunduntermalung sorgt der Kommentar des Vorturners. Wenn die Interaktivität von Spielen sich mechanisch immer mehr der Pause-Taste am DVD-Spieler nähert, dann schafft sie das Genre selber ab."

Und genau deswegen sind die Telltale Spiele so erfolgreich und das klassische Point-and-Klick Adventure stirbt aus.

Von dem her dürfte das neue Black Mirror doch genau dein Fall sein Extrapanzer.

Ich verstehe jetzt die Aufregung nicht ganz...

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83954 - 22. August 2017 - 14:59 #

Was heißt hier "man"? ich würde nie beim Spielen eines Adventures nebenher was anderes laufen lassen. Gerade da will ich mich ja auf Story und Dialoge konzentrieren und muss nachdenken, um weiterzukommen. Ablenkung ist da nicht hilfreich.

Hoschimensch 15 Kenner - 2777 - 23. August 2017 - 12:43 #

Ist das die Art und Weise wie Menschen heutzutage Spiele konsumieren?

Fantastic (unregistriert) 22. August 2017 - 15:12 #

Auf Rätsel wird größtenteils verzichtet ? Dann verzichte ich voll und ganz auf den Kauf. Versteht mich nicht falsch: Eine atmosphärisch erzählte Story ist ja sehr löblich, aber hier und da mal aufs Mäuschen gedrückt, das klingt mehr nach "Broken Mirror".

Extrapanzer 17 Shapeshifter - P - 7554 - 1. September 2017 - 17:34 #

Ist das dann der Nachfolger von Broken Age ?

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40341 - 22. August 2017 - 19:10 #

Hmm...irgendwie bin ich weiterhin skeptisch. Klassisches Point&Click hätte mich jetzt mehr erfreut.

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28826 - 22. August 2017 - 20:14 #

Interesse ist geweckt.

Michel07 (unregistriert) 23. August 2017 - 9:21 #

Keine Rätsel?
Das geht in die Hose!

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75410 - 26. August 2017 - 22:56 #

Bin trotz fehlender Rätsel gespannt, was KingArt da abliefern wird. Obwohl meine Vorfreude eben größer wäre, wenn nicht auf Rätsel verzichtet würde.

Sausi 19 Megatalent - 18307 - 27. August 2017 - 9:22 #

Ich bin bisher nicht überzeugt. Zwei kurze Demolevel standen zur Verfügung, einer davon war verbugt. In dem anderen musste ich aus einer Gruft klettern und hierfür zeitlich passend und in richtiger Reihenfolge bestimmte Punkte anklicken. Als der Charakter aus dem Brunnen stieg hatte er Kopfschmerzen und ich musste so geschickt sein, per Joystick einen Punkt innerhalb eines sich bewegenden Kreises zu halten, um diese zu bewältigen. Danach war die Demo zu Ende. Puh, hoffentlich wird wenigstens die Story gut :-/