GDC10: Charles Coutier über gestrichene Szenen von Heavy Rain

PS3
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18. August 2010 - 1:06 — vor 13 Jahren zuletzt aktualisiert
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Nachdem gestern bereits David Cage, Gründer von Quantic Dream, über sein neuestes Werk Heavy Rain sprach, trat heute nun sein Produzent, Charles Coutier, vor das Mikrofon und unterrichtete das interessierte Publikum sowohl über die interne Organisation als auch die Arbeitsweise des Entwicklungsstudios, die notwendig sei, um ein solch großes Projekt stemmen zu können. Um den eher technischen Vortrag ein wenig aufzulockern, streute er gelegentlich die eine oder andere Anekdote ein. Diese waren mitunter so erstaunlich, dass wir sie euch nicht vorenthalten möchten – wir warnen an dieser Stelle allerdings ausdrücklich vor den folgenden Spoilern!

1000 Leute, aber keine U-Bahn

Viele Spieler dürften wohl die frühe Szene in der großen Einkaufshalle in Erinnerung behalten haben, in der Ethan mehr oder weniger verzweifelt seinen Sohn Jason im Getümmel sucht. Coutier verriet, dass allein hierfür etwa 1000 virtuelle Personen erstellt werden mussten, die nach Möglichkeit nicht nur unterschiedliche Körperhaltungen und Bewegungen besitzen, sondern auch in unterschiedliche Richtungen laufen, ohne dass sie aneinander hängen bleiben. Zudem fristen nicht alle ein Dasein als Statist: Ethan schiebt und rempelt einige von ihnen beherzt zur Seite. Auch hierbei mussten die Entwickler darauf achten, dass sich die Passanten nicht unpassend verhalten. Tatsächlich wurde an dieser Szene fast zwei Jahre lang programmiert, ehe sie fertiggestellt werden konnte – dabei dauert sie kaum mehr als fünf Minuten. Zwar freute sich Coutier über die vollbrachte Leistung der Entwickler, merkte aber an, dass es sich dabei um den puren Luxus eines unabhängigen Studios handle, dass vollständig und bedingungslos von Publisher Sony finanziert wurde. Allerdings gab er auch zu, dass eine actionreiche Szene, die in einer U-Bahn spielen sollte, vorrangig aus Kapazitätsgründen gestrichen wurde, obwohl die dafür benötigten Motion-Capturing-Aufnahmen bereits aufgezeichnet worden sind – die Inszenierung der Einkaufshalle ist den Entwicklern schlicht wichtiger gewesen.

Frühstück mit dem Move-Controller

Im Rahmen der diesjährigen E3 wurde angekündigt, dass eine Neuauflage des Spiels erscheinen wird, die sich einzig mit dem neuen Move-Controller steuern lässt (wir berichteten). Diese wird, so Coutier, eine weitere Szene beinhalten, die bereits für die ursprüngliche Fassung fast vollständig entwickelt wurde, es aber aus dramaturgischen Gründen nicht in das fertige Spiel schaffte. Der besagte Spielabschnitt zeigt, wie liebevoll sich Ethan um Shaun kümmert, bevor er ihn zur Schule fährt: Ihn wecken, Frühstück machen, seine Schulsachen richten – was tut ein aufrichtiger Vater nicht alles für seinen einzigen, verbliebenen Sohn. Da sich die Szene allerdings nicht großartig von derjenigen Szene unterscheidet, in der Ethan ihn von der Schule abholt, hielt Quantic Dreams sie für nicht eigenständig genug und ließ sie unter den Tisch fallen. Den ominösen Brief des Origami-Killers sollte Ethan übrigens ursprünglich schon zu Beginn des Tages erhalten, nicht erst am späten Nachmittag. In der Move-Fassung des Spiels wird es so wohl auch geschehen – wieso die Szene nun doch spielenswert erscheint, erklärte Coutier allerdings leider nicht.

Hassan's Shop 2.0

Etwas nachdenklich gab sich Coutier, als er auf die späte Phase der Entwicklung zu sprechen kam. Sein Team hätte immense Probleme damit gehabt, das Spiel rechtzeitig zu vollenden, sodass der angekündigte Veröffentlichungstermin nicht verschoben werden musste. Das hätte allerdings nicht am Spiel an sich, sondern viel mehr an rechtlichen Bedenken gelegen, die sehr spät geäußert wurden. So seien im Spielverlauf hunderte von authentischen Markenartikeln zu sehen gewesen, um den Realitätsgrad weiter zu steigern. Da man jedoch keine offiziellen Genehmigungen, geschweige denn Lizenzen besaß, wurden sie mühsam wieder aus dem Spiel entfernt. Dies nahm viele Arbeitsstunden in Anspruch, die in dieser Form keinesfalls eingeplant waren. Zum Glück leidet die Atmosphäre des Spiels, insbesondere im Laden des Verkäufers Hassan, nur unmerklich unter diesen Last-Minute-Änderungen.

Droog 08 Versteher - 216 - 18. August 2010 - 12:06 #

Vielen Dank. Sehr interessanter Artikel.

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