Spiele-Check von Jürgen

Spiele-Check: Let's Sing 2024 – Mehr als nur neue Lieder
Teil der Exklusiv-Serie Spiele-Check

Switch XOne Xbox X PS4 PS5
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6. November 2023 - 12:09 — vor 25 Wochen zuletzt aktualisiert
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Es gibt Spielereihen, nach denen sich der innere Kalender richten kann. Jedes Jahr aufs Neue spülen vor allem Sportspiele die neuesten Teile in die Geschäfte. Auch Let’s Sing ist jeden November mit einer neuen Sammlung an Songs in den Händler-Regalen und möchte Käufer mit relativ wenigen Neuerungen zum Kauf animieren. Aber der neueste Ableger, Let’s Sing 2024, bietet tatsächlich mehr als nur ein paar neue Lieder. Und diese Neuerungen des Karaoke-Programms möchte ich euch in diesem Check vorstellen.

Der Interface-Designer war wohl früher Fliesenleger, so wie das Hauptmenü kachelt.

Start me up
Der erste Schritt in der Gesangskarriere ist die Erstellung eures digitalen Gegenstücks. Der Baukasten bietet viele Versatzstücke zur Individualisierung des Gesichts, während der Rest des Körpers – abgesehen von den Händen, denn irgendwo muss das Mikrophon ja hin – schlicht nicht existiert. Im Laufe des Spiels schalten wir neue Accessoires wie Hüte, Brillen oder Handschuhe frei. Dazu müssen wir in unterschiedlichen Kategorien wie Balladen, Rock und dem Karriere-Modus die Stufen hinaufklettern. Diese Unterteilung wirkt willkürlich, da nach einem einzigen gesungenen Song gerne zwei dieser Kategorien mit unseren Erfahrungspunkten gefüllt werden. Vermutlich, damit immer eine Karotte vor der Nase baumelt. Da uns dieser Avatar in praktisch jedem Bildschirm begegnet, kann ein wenig visuelle Abwechslung natürlich nicht schaden - ich habe ihn nach dem ersten Bildschirm nie wieder angerührt. I'm sexy and I know it.

Kernstück der Neuerungen ist der Karriere-Modus. Hier arbeiten wir uns von Gesangsstunden über erste Vorsing-Termine und kleinere Veranstaltungen bis auf die großen Bühnen vor. Bei den ersten zwei oder drei Liedern bekam ich tatsächlich auch ein paar allgemein gehaltene Tipps zum Thema Atemtechnik oder Tonhöhe, aber das war es auch. Parallel dazu führt unser Charakter eine Art Social-Media-Tagebuch, in dem er seine Erlebnisse niederschreibt. Jeden zweiten oder dritten Satz dürfen wir aus mehreren Möglichkeiten auswählen und dann geht es weiter. Die ersten paar Musik-Einsätze in diesem Karriere-Modus sind nur ein paar Takte lang und erklären hauptsächlich, wie das Spiel gespielt wird. Also: Töne so lang halten, wie sie angezeigt werden und möglichst nicht innerhalb eines Lieds die Oktave wechseln. Spätestens ab der Abschlussprüfung der Musikschule singen wir aber komplette Lieder, die vorgegeben werden. Meistens stehen zwei Lieder zur Auswahl, - und wenn beide nicht unseren Geschmack treffen, dann haben wir eben Pech gehabt. You can't always get what you want.

Geschmack hat man - oder man kleidet sich in Let's Sing

Join me
Natürlich bietet Let’s Sing auch wieder mehrere Karaoke-Modi an, in denen einfach nur einzelne Lieder oder mehrere Songs mit- und gegeneinander gesungen werden können. Bis zu vier Spieler können sich hier parallel vor der Mattscheibe vergnügen. Das LS-Fest stellt den Online-Modus dar: Auf zwei unterschiedlichen (local und main) Stages laufen rund um die Uhr festgelegte Songs, die von verschiedenen Menschen gleichzeitig gesungen werden. Keine Sorge: Niemand hört eure Performance. Stattdessen werden am rechten Bildschirmrand die jeweils erreichten Punkte angezeigt, die ihr während des Songs sammelt. Die addierten Punkte all eurer Online-Darbietungen einer Saison (die aktuell 2 Monate dauern) schalten wiederum Accessoires für eure Spielfigur frei.

Die Karaoke-Software arbeitet ordentlich und ohne Aussetzer. Mein größter Kritikpunkt am Spiel ist daher die Präsentation: Die Musik steht nicht im Mittelpunkt. Das Alter Ego des Spielers ist allgegenwärtig und zappelt auf dem Bildschirm umher. Das Musikvideo des jeweiligen Songs wird grob gepixelt im Hintergrund abgespielt, während im Vordergrund ein großes Fenster mit den Songtexten und den Tonhöhen auch von diesem verwaschenen Pixelbrei noch ein Drittel verdeckt. Ich kann nur vermuten, dass damit Datenvolumen gespart werden soll, denn die Installation des Spiels auf der PS5 verschlingt gerade mal 2,2 GB.

Wenn dieser Bildschirm nicht motiviert, dann motiviert gar nichts!

Money
Die 35 mitgelieferten Lieder können über den kostenpflichtigen VIP-Pass erweitert werden. Dieser läuft auf Abo-Basis, so dass ihr besondere Lieblinge nicht käuflich erwerben könnt. Nach aktuellem Stand erweitert dieser Pass die Setlist auf 72 abwechslungsreiche Lieder. Laut Plaion soll die Liste ausgebaut werden, aber einen Fahrplan dafür gibt es bisher nicht. Ein Drei-Monats-Zugang kostet 9,99 Euro. Es ist wie in den Vorjahren nicht möglich, DLC-Packs der Vorgänger-Jahrgänge in Let's Sing 2024 weiter zu verwenden. Immer noch könnt ihr eure gesammelten Songs also nicht unter einer Oberfläche zusammenführen und auswählen.

Ausgeliefert wird Let’s Sing 2024 mit 20 Songs auf der Disc, die von 15 Download-Liedern ergänzt werden. Diese zusätzlichen Titel sind die auf der Packung beworbenen deutschen Hits, decken aber ein relativ kleines Spektrum an Musikstilen ab: Ein bisschen Rock wie Kraftklub und viel Pop. Die vollständige Songliste findet ihr in dieser GamersGlobal-News. Käufer haben die Wahl zwischen der Download-Variante, der Spiele-Disc oder einem Paket der Disc mit zwei kabelgebundenen Mikrofonen. Stattdessen könnt ihr auch problemlos das Smartphone benutzen.

Die Belohnungen der ersten LS-Saison schillern

Fazit
Karaoke-Programme sind in den letzten Jahren auf Konsolen und PC selten geworden. Deshalb ist es natürlich schön, überhaupt aktuelle Titel erwerben zu können. Die Grundausstattung mit 35 Liedern ist ausreichend. Doch gibt es immer noch keinen Online-Shop, in dem einzelne Lieder gekauft werden könnten. Dass dieses Jahr mit dem VIP-Zugang nur noch eine Lizenz für eine nicht näher definierte Anzahl von Liedern verkauft wird, bei der man sich auf die Versprechungen des Anbieters verlassen muss, finde ich unglücklich.

Die Präsentation mit viel Drumherum erinnert ein wenig an die Lips-Spiele für die Xbox 360, bei der die eigene Spielfigur dank Bewegungssteuerung wenigstens zu etwas gut war. Dass die Musikvideos in einem Musikspiel zur Hintergrund-Tapete verkommen, dürfte Geschmackssache sein. In the end the love you take is equal to the love you make - und bei Let's Sing 2024 fehlt die Liebe.

  • Karaokespiel
  • Einzelspieler und Multiplayer
  • Von Alle meine Entchen bis Bohemian Rhapsody
  • Preis: 39,99 Euro (ohne Mikrofone) / 59,99 Euro (mit Mikrofonen)
  • In einem Satz: Karaoke-Spiel mit viel Drumherum und wenig Song-Inhalt

Video:

TheLastToKnow 30 Pro-Gamer - - 125279 - 6. November 2023 - 12:41 #

Wo ist denn das Video, in dem wir dir beim Singen zuhören dürfen? ;)

Jürgen (unregistriert) 6. November 2023 - 12:59 #

Leider leider leider ist das aus Copyright-Gründen nicht möglich. Glaub mir: Ich ärgere mich darüber selbst am meisten :)

Vampiro Freier Redakteur - - 124368 - 6. November 2023 - 13:15 #

Wer will, kann mich dafür (allerdings ohne Kamera) tanzen sehen! Über 125.000 Fans können nicht irren! https://www.youtube.com/watch?v=X1WctBTHqYg

Vampiro Freier Redakteur - - 124368 - 6. November 2023 - 13:16 #

Sehr cooler Check! Von sowas würde ich mir mal eine Metal-Version wünschen. Aber da krankt es ja selbst bei Rocksmith+ immer noch :(

Jürgen (unregistriert) 6. November 2023 - 13:21 #

Danke Dir! Ja, Erweiterungen jenseits von "Das Beste der 80er, 90er und von heute" wären toll.

Bruno Lawrie 22 Motivator - - 33611 - 6. November 2023 - 16:25 #

Dafür gibt's die Open-Source-Klone dieser ganzen Musikspiele, wo man in deren Communities so ziemlich alles findet. Im Falle von Let's Sing scheinen das wohl Vocaluxe und UltraStar Deluxe zu sein, hab aber keine davon bisher ausprobiert, da ich nicht singen will. :-)

Bei den Guitar-Hero-Clones (v.a. Frets on Fire) sind jedenfalls auch Nischen gut bedient, wenn sie sehr aktive Fans haben. Wobei die Qualität natürlich schwankt. Da gibt es hervorragende Tracks weil die Original-Aufnahmen verfügbar sind (manche Bands wie z.B. Dragonforce stellen sogar das Studiomaterial), welche wo mit Machine Learning die Tracks aus den Originalstücken separiert werden (was mal mehr und mal weniger gut funktioniert), talentiert nachgespielte Tracks oder die billige Midi-Variante, die bei allem mit E-Gitarren dann bescheiden klingen.

Bei Sing-Spielen gibt's bestimmt tonnenweise Material durch Karaoke.

Am schnellsten wird man beim Material fündig, wenn man in den Reddit-Boards der Spiele oder der eigenen Lieblingsbands danach sucht.

Jürgen (unregistriert) 6. November 2023 - 16:49 #

Für die Open-Source-Klone benötigst Du natürlich die Lieder. Für sehr viele Songs gibt es dann die Lyrics online, den Rest darf si jeder selber basteln. Ich habe schon festgestellt, dass ich dafür anscheinend kein Händchen habe. Stattdessen wäre ich ja bereit, für einen Song samt Video und Karaoke-Datei Geld in die Hand zu nehmen. Nur will das leider keiner haben.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56984 - 6. November 2023 - 18:04 #

Was ist damit?

https://singa.com

Jürgen (unregistriert) 6. November 2023 - 18:09 #

Wow! Das kannte ich noch nicht. Werde ich mal genauer erkunden und ausprobieren, ob mein Fernseher das mitmacht. Dann könnte meine Tochter bei ihrer nächsten Party aus dem Vollen schöpfen. Mir gefällt, dass sie ein 2-Tages-Abo anbieten.

Bruno Lawrie 22 Motivator - - 33611 - 6. November 2023 - 18:32 #

Mit den Singspielen hab ich wie gesagt keine Erfahrung, aber bei den Guitar-Hero-Klonen bekommt man mehr oder weniger alles fertig umgesetzt zum Download. Natürlich gibt es aus nachvollziehbaren Gründen keine simple integrierte Downloadmöglichkeit, sondern man muss bei der Suche schon etwas Kreativität haben und die Downloads dann manuell importieren. Aber viel Arbeit ist das nicht.

Ich würde erwarten, dass das bei den Let's-Sing-Klonen nicht viel anders ist.

Jürgen (unregistriert) 7. November 2023 - 11:02 #

Klar geht das. Ist halt nicht legal. Aber in diesem Check geht es ja um ein Spiel mit einem in sich abgeschlossenen System, das nicht groß erweitert werden kann. Und das prangere ich an :)

Bruno Lawrie 22 Motivator - - 33611 - 7. November 2023 - 13:13 #

Ich denke, das ist eher eine Grauzone, v.a. wenn es nicht die Originalstücke sind, sondern nachempfundene Versionen. Da kommt dann eher die GEMA ins Spiel, aber da kein Geld fließt und die Stücke offiziell eh nicht gekauft werden können, tut man auch niemandem weh.

Letztendlich zahle ich ja sogar einen gewissen Teil an die Urheber, da die Stücke auf Speichern liegen, für die ich in Deutschland beim Kauf des Geräts zwangsweise auch eine Urheberabgabe entrichtet habe.

Je nach Musikgeschmack sind diese alternativen Musikspiele halt auch die einzige Option. Meine Lieblingsmusik ist weitestgehend nischig (japanisches Metal...) und wird nie für kommerzielle Spiele erscheinen.

Vampiro Freier Redakteur - - 124368 - 8. November 2023 - 19:35 #

Das sind ja super Tipps, vielen Dank, das schaue ich mir mal an.

Bei den Gitarrensachen aber nur die für richtige Gitarre. Dragonforce ist eh geil, der Bassist hat ja auch einen super stream!

Danke!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20324 - 7. November 2023 - 10:59 #

Wake up! Grab a brush and put a little make up.

Deklest 13 Koop-Gamer - 1566 - 6. November 2023 - 22:47 #

Ich finde es erstaunlich, dass es solche Spiele noch immer gibt. Hatte damals auf der PS2 mit Singstar ein bisschen Spaß, mehr aber auch nicht.
Danke für dein Check.

Q-Bert 25 Platin-Gamer - P - 56984 - 6. November 2023 - 23:50 #

Dasselbe denke ich auch!
Nur bei Call of Duty.

Deklest 13 Koop-Gamer - 1566 - 7. November 2023 - 23:38 #

Ich habe nie ein Call of Duty wirklich lang gespielt. In Teil 2, 3 und vier nur mal reingeschnuppert.

Nivek242 33 AAA-Veteran - P - 936262 - 7. November 2023 - 6:44 #

Sehr schön, im Dezember hat Tochter 2 Geburtstag. Da muss wohl die neue Version für die Party angeschafft werden.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20324 - 7. November 2023 - 11:01 #

"Here you stand trial, to be judged by a jury of your peers" ;)

Jürgen (unregistriert) 7. November 2023 - 11:03 #

Nach dem ersten Kaffee sehe ich, dass es die zweite Tochter und keine Zweijährige ist :D

Desotho 18 Doppel-Voter - 9483 - 8. November 2023 - 7:56 #

Ich finde vor allem das Abo-Modell, das sich bei diesen Spielen etabliert hat, furchtbar.

Da steige ich tatsächlich eher noch in die dunkelste Mobile Hölle in Form von z.B. Starmaker ab.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 84113 - 8. November 2023 - 12:24 #

Interessanter Check, aber Singen lasse ich lieber bleiben. Rhythmusspiele sind da mehr mein Ding.

Hermann Nasenweier 21 AAA-Gamer - P - 26431 - 8. November 2023 - 16:52 #

Ist bei den Karaoke Modi dann der Gesang aus dem Lied/Video entfernt oder sind das nur Musikvideos wie z.B. bei Singstar? Frage für eine Freundin :p

Ne, im Ernst, die stört es extrem dass man dann auch den Gesang aus der Konserve hört. Falls das hier nicht so ist, wäre das eventuell eine nette Überraschung.

Jürgen (unregistriert) 8. November 2023 - 17:51 #

Der Gesang aus der Konserve ist leider dabei.

Hermann Nasenweier 21 AAA-Gamer - P - 26431 - 8. November 2023 - 19:30 #

Schade, aber danke für die Info.

Mitarbeit