Ghostrunner 2 Test+

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Kurztests sind unser Format, um euch kompakt über Spiele zu informieren, die sonst vielleicht unter den Tisch fallen würden. 

Der italienische Publisher 505 Games hat in der Vergangenheit schon so manche (Indie-)Spieleperle unters Gamer-Volk gebracht. Die Rennsimulation Assetto Corsa zum Beispiel, Klei Entertainments Survival-Abenteuer Don't Starve oder auch Remedys Action-Thriller Control (im Test: Note 8.5). Die vor ziemlich genau drei Jahren veröffentlichte Mischung aus First-Person-Shooter, Parkour-Runner und (nicht zuletzt) Plattformer Ghostrunner zählte zu den Außergewöhnlichsten davon. Nun geht der in Krakau ansässige polnische Entwickler One More Level mit Ghostrunner 2 in die nächste Runde.

Das grundlegende Spielprinzip bleibt dabei dasselbe, und auch der Nachfolger ist bisweilen bockschwer und stellt hohe Ansprüche an Reaktionsfähigkeit und Koordinationsvermögen. So absurd oft ich in den Levels aber auch gestorben bin, bleibe ich hier extrem motiviert, es im womöglich zwanzigsten Anlauf dann doch zu schaffen (die Abschluss-Statistik lässt indes keinen Zweifel daran, wie oft ich vorher gescheitert bin). Dass hier kaum Frust entsteht, liegt auch an der stilvollen Präsentation, vor allem aber daran, dass Ghostrunner 2 immer fair bleibt und überwiegend in zwar fordernde, aber angenehm kurze "Check-Point-Häppchen" unterteilt ist. Gewiss kein Spiel für jedermann, aber ich hatte dennoch viel Spaß. Hier erfahrt ihr, warum mein Daumen klar nach oben schnellt.

Es gibt auch besonders linear verlaufende Parkour-Passagen wie diese, in denen ihr manuell "Rohre" und Plattformen an- und abschalten sowie gleichzeitig Fallen und feindlichen Angriffen ausweichen müsst. Diese Abschnitte sind besonders knifflig, dafür könnt ihr sie sozusagen auswendig lernen.

 

Selbes Spielprinzip mit ein paar Neuerungen

In Ghostrunner 2 bleibt das Spielprinzip grundsätzlich dasselbe: Ihr bewegt euch im Rahmen eines Parkour-Systems durch futuristische Umgebungen und müsst zumeist alle Gegner im aktuellen Spielabschnitt ausschalten, damit sich der Durchgang in den nächsten Bereich öffnet. Ihr nutzt eure Peitsche, um euch an bestimmte Ankerpunkte heranzuziehen, sowie Sprungpads, Dashes in der Luft, Wallruns und vieles mehr zur Fortbewegung. Gegner erledigt ihr meist direkt mit Hieben eures Katana, wobei die meisten Feindtypen nach einem Treffer Geschichte sind. Euer Held Jack allerdings auch, weshalb schnelle und zahlreiche Tode an der Tagesordnung sind.

Dabei werdet ihr allerdings selten weiter zurückgeworfen, sondern nur zum letzten Checkpoint, von dem ihr nach einem Bildschirm-Tod praktisch nahtlos einen neuen Versuch startet. So schwer Ghostrunner 2 auch ist, es bleibt dadurch letztlich immer fair und lässt wenigstens bei mir trotz der zahlreichen Tode, die ich erlitten habe, erstaunlich wenig Frust aufkommen. Und das, obwohl das Spiel im späteren Verlauf nicht etwa leichter, sondern mehr oder weniger kontinuierlich immer kniffliger wird.

Es gibt ein paar Neuerungen, unter anderem Abschnitte, in denen ihr auf ein Bike steigt, dabei Hindernissen ausweicht, über Sprungschanzen springt und ab und an während der Fahrt mit dem Schwert Energieknoten zerstört, damit sich beispielsweise ein vor euch liegendes Tor öffnet. Es gibt auch ein paar neue Gegnertypen und allgemein müsst ihr mehr Dinge als im ersten Teil (den ich selbst nie gespielt habe) händisch regeln, die im Vorgänger in manchen Abschnitten noch stärker automatisiert waren. Zu einem völlig anderen Spiel macht das Ghostrunner 2 nicht, Vielfalt und Abwechslung wachsen allerdings leicht an – das Gesamtpaket im Sequel erscheint  so mehr als nur einen Hauch besser.

Eine der Neuerungen von Ghostrunner 2 sind die Cyberbike-Abschnitte, die unter anderem ein besonders hohes Tempo auszeichnet.

 

Viele Lösungswege und lineare Challenges

In den Kämpfen genießt ihr recht große Freiheiten, nicht nur, weil euch in den Kampfarenen öfter mehrere Wege offenliegen. Ihr könnt die Gegner zum Beispiel in beliebiger Reihenfolge ausschalten und entscheidet selbst: Versucht ihr, die Projektile eines schwießwütigen Gegners zum Absender zurückzuschicken? Oder weicht ihr doch lieber seinen Angriffen aus (begrenzte Zeitlupen-Effekte in Kombination mit den Air-Dashes sind hier extrem nützlich), um ihm dann mit einem Schwerthieb den Rest zu geben?

Ähnlich sieht es bei den Shuriken aus. Betäubt ihr damit einen Roboter, der sonst ziemliche fiese Laserangriffe zündet, um es bei ihm leichter zu haben? Schaltet ihr damit mehrere feindliche Nahkämpfer aus, indem ihr den Wurfstern auf ein explosives Fass schmeißt? Später stellt sich mitunter sogar die Frage, ob ihr die zwar wiederaufladbaren, aber letztlich begrenzten Wurfsterne nutzt, um an bestimmten Leuchtwänden einen Ankerpunkt zu erzeugen, um euch den Gegnern anders annähern zu können. So habt ihr letztlich einen großen Spielraum, mit welchen Aktionen ihr die Levelpassage erfolgreich abschließt, auch was einzelne Moves und teils auch, was das Timing betrifft. So lange ihr nicht getroffen werdet und zum letzten Checkpoint zurück müsst, könnt ihr euch theoretisch sogar alle Zeit der Welt lassen.

In anderen, Plattformer-artigeren Passagen sieht das anders aus. Dort müsst ihr "bloß" einige Sekunden am Stück Wallruns, Greifhakenaktionen, Dashes in der Luft ausführen oder zwischen Gleitschienen hin und her springen, um U-Bahnen, tödlichen Fallen und Ähnlichem zu entgehen (teils sogar komplett ohne feindliche Angriffe). Auf diesen Hindernisstrecken sind Timing und Präzision also besonders wichtig, zumal ihr währenddessen per Knopfdruck manuell Plattformen aktivieren oder Fallen per Shuriken deaktivieren müsst. Diese Abschnitte sind prinzipiell noch anspruchsvoller als die Kämpfe. Der große Vorteil aber ist, dass ihr diese Passagen sozusagen auswendig lernen könnt. Ihr nähert euch dem Erfolg dort also etwas anders, aber letztlich eben auch Stück für Stück an. Auch wenn das theoretisch alles im ersten Versuch möglich wäre, nenne ich es beim Namen: Trial-&-Error-Gameplay, aber definitiv solches der guten Sorte!

Ihr könnt Augmentierungen freischalten, um gezielt Vorteile zu erlangen. Durch Sammelobjekte schaltet ihr zudem Ultimate-Skills wie diesen Laserstrahl frei, mit dem ihr aus größerer Distanz eine Kampfsituationen oft drastisch entschärfen könnt.

Von Upgrades und Bonus-Challenges

Die Kampagne von Ghostrunner 2 könnt ihr auch dann erfolgreich beenden, wenn ihr auf Augmentierungs-Upgrades verzichtet. Alle wirklich relevanten Skills erhaltet ihr automatisch. Ihr könnt euch das Leben allerdings bisweilen deutlich leichter machen, wenn ihr Augmentierungen freischaltet und anlegt. Die vergrößern unter anderem das Zeitfenster für Konter, ohne die bestimmte Gegner zumindest deutlich schwieriger zu besiegen sind. Andere werfen Schüsse von Feinden automatisch zum Absender zurück, während diese mit dem normalen Block lediglich nach dem physikalischen Grundsatz "Einfallswinkel = Ausgangswinkel" zurückgeworfen werden.
 

Eine der Augmentierungen vereinfacht die Parade. Ohne die Fähigkeit sind diese Feinde nur schwer zu besiegen.

Darüber hinaus könnt ihr durch gesammelte Items verschiedene ultimative Skills freischalten. Der erste davon ist ein Laserstrahl, mit dem ihr aus großer Distanz Gegner oder deren Schildgeneratoren ausschalten könnt. Das Ding muss nach dem Gebrauch natürlich erst wieder aufgeladen werden, weshalb ihr es nicht spamen könnt. Aber zumindest einzelne Situationen könnt ihr damit aus sicherer Entfernung erheblich entschärfen. Wer will, kann sich für weitere Boni auch mit kleineren optionalen Rätseln und Herausforderungen beschäftigen. Zum Beispiel gilt es innerhalb einer begrenzten Zeit einen Parcours zu bewältigen und dabei alle Tore erfolgreich zu passieren oder auch mit dem Shuriken Objekte abzuwerfen. Geschafft habe ich bei den gespielten Herausforderungen übrigens gerade so die "Bronze-Zeit", und selbst die fand ich in manchen der Herausforderungen schon nicht ohne. Es gibt auf jeden Fall noch einiges mehr, mit dem ihr euch beschäftigen könnt, um noch mehr aus Ghostrunner 2 herauszuholen.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Hagen Gehritz (GamersGlobal)