Manic Mechanics Test+

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Kurztests sind unser Format, um euch kompakt über Spiele zu informieren, die sonst vielleicht unter den Tisch fallen würden.

Mit rund 5,5 Millionen Einwohnern liegt Schottland gerade mal etwa auf Position 120 der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Als Standort für Spieleentwickler allerdings rangiert das Land im Norden des Vereinigten Königreichs in deutlich höheren Gefilden. Gerade die Stadt Dundee verfügt auch abseits der Lemmings-Macher DMA Design (die heute als GTA-Macher Rockstar North ihren Hauptsitz im nahegelegenen Edinburgh haben) bis heute über eine außergewöhnlich hohe Dichte an Spieleentwicklern. Dazu zählen auch die 4J Studios, die sich zuvor vor allem mit den Portierungen von Minecraft für sämtliche Konsolen einen Namen machten.

Ihre entfernt an Overcooked und Moving Out erinnernde Schrauber-Challenge Manic Mechanics bringen die Schotten nun auch auf PlayStation und Xbox und spendieren dem im Juli 2023 erstmals für Switch veröffentlichten Spiel zudem einen brandneuen Versus-Modus. Im Test auf Xbox Series X erfahrt ihr, was Manic Mechanics im Koop- und besonders auch im Solo-Betrieb taugt. Spoiler: ich hatte auch ganz allein sehr viel Spaß!

Die Levels werden zunehmend komplexer, umfassen mehr herstellbare Teile und Fallen wie Lava, was die Reparaturaufgaben anspruchsvoller macht. Dank Anforderungs-Skalierung, angepasst an die Spielerzahl, ist aber auch allein alles machbar.

Challenge-Schrauberei für 1-4 Spieler

In Manic Mechanics tretet ihr in insgesamt 34 Einzellevels an, die ihr größtenteils in linearer Reihenfolge freischaltet. Darin müsst ihr innerhalb eines wenige Minuten umfassenden Zeitlimits verschiedene Schrottteile reparieren und damit Autowracks wiederherstellen. Die Teile nehmt ihr jeweils von einem Laufband auf und müsst sie im Rahmen verschiedener (im Menü auf Wunsch abschaltbarer!) Mini-Games an unterschiedlichen Werkbänken reparieren. Ist das passiert, reicht es, die Teile auf das Wrack zu werfen und es damit wieder flott zu machen, um Punkte zu kassieren. Das geht mit einer speziellen Wurftechnik auch über größere Distanzen.

Spielt ihr allein, müsst ihr euch entsprechend um alles selbst kümmern, was durchaus einige Ansprüche an Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeit und so weiter stellt. Spielt ihr mit anderen, ist eine sinnvolle Aufgabenteilung von größerer Bedeutung, wobei es nicht zuletzt darum geht, die Laufwege für jeden einzelnen Mitspieler auf ein Minimum zu reduzieren. Dass Manic Mechanics sowohl im Koop- (1-3 Mitspieler) als auch im Einzelspieler-Modus funktioniert, liegt auch daran, dass die Punktvorgaben für einen, zwei oder eben das Maximum von drei goldenen Muttern an die Spielerzahl angepasst wird. Sinnigerweise gibt es deshalb auch vier Leaderboards, in denen die Ergebnisse separat verewigt werden. Klar ist der potenziell effektivere, aber auch chaotischere Koop-Modus die etwas spassigere Variante. Nutzen könnt ihr den aber nur mit Freunden, egal, ob nun lokal an einer Konsole oder online. Denn ein Matchmaking-System, um sich mit fremden Spielern zu verbünden, gibt es in Manic Mechanics nicht.

Jede der sechs Weltteile mündet in einem Bosslevel. Hier versucht ein Riesenkraken eure weitgehend fertiggestellten Fahrzeuge zu klauen. Das könnt ihr natürlich auch verhindern.

 

Zunehmend komplexer

Die ersten Levels in Manic Mechanics sind noch relativ simpel gestrickt. Neben Reifen, die an einer Pumpstation repariert werden, gibt es zunächst nur Türen, die an einer Lackierer-Werkbank wiederhergestellt werden, und Motoren, die an einer dritten Einrichtung wieder auf Vordermann gebracht werden. Es kommen aber weitere Werkbänke hinzu, an denen ihr dann beispielsweise Federn und Kühlergrille entrostet. An einer weiteren, an denen ihr Scheinwerfer, Elektromotoren oder Hover-Reifen herstellt, entfallen zwar die Minispiele, dafür müsst ihr diese mit Batterien bestücken, die ihr an dafür vorgesehenen Ladestationen aufladet. Doch Vorsicht, die Batterien auch überladen werden, wenn ihr sie nicht rechtzeitig entnehmt.

 

Einmal Durchspielen geht schnell, spezielle Achievements oder Highscore-Vorgaben halten aber länger am Ball.

Hinzu kommt, dass die Umgebungen komplexer werden. So trefft ihr später etwa auf so etwas wie Produktionsstraßen, bei denen bis zu drei zu reparierende Fahrzeuge sich erst dann weiterbewegen und durch neue ersetzt werden, wenn ihr sie alle wieder instandgesetzt habt. In manchen existieren auch Wasserstrudel, die euch in die Tiefe ziehen und so vorübergehend außer Gefecht setzen. Wer mit einer geladenen Batterie durchs Wasser läuft, verliert nicht nur die Batterie, sondern setzt das Wasser zeitweise unter Strom, was euch selbst und mögliche Mitstreiter röstet und für einige wertvolle Sekunden aus dem Spiel nimmt.

In einem der Bosslevels krallt sich auch mal ein Riesenkraken ein nahezu vollständig repariertes Fahrzeug. Vertreibt ihr den Tentakel nicht rechtzeitig, könnt ihr es nicht mehr fertigstellen und verliert wichtige Punkte. In einem anderen müsst ihr Batterien nutzen, damit die Förderbänder weiterlaufen, um überhaupt neue Teile aufnehmen zu können. Ihr merkt schon, da steckt eine ganze Menge drin, obgleich die Entwickler euch dabei nicht übermäßig herausfordern, um wenigstens die eine Goldmutter zu erzielen, die das nächste Level freischaltet. Die Motivation, drei zu erreichen oder auch jeden der vorgegebenen Level-Highscores zu übertreffen, ist dennoch groß. Wer das Spiel allerdings bloß einmal durchspielen will, der ist relativ schnell fertig. Das sollten die allermeisten in zweieinhalb bis drei Stunden schaffen. Gut ist Manic Mechanics für einen 100%-Abschluss aber eher für vier bis fünf Stunden.

In den späteren Levels tauchen zunehmend Gegner auf, die euch (kurzzeitig) außer Gefecht setzen können, in Flammen setzen oder zwischenzeitlich zum Geist machen. Manchmal wechseln auch die Standorte der Werkbanken oder einzelne davon sind durch Überflutung und Co. nicht durchgehend nutzbar. Gerade im Koop-Modus müsst ihr genau planen, um besonders effizient zu sein.

 

Komplettpaket auf PlayStation und Xbox

Manic Mechanics ist bereits seit Juli 2023 für Nintendo Switch verfügbar, die hier getestete Fassung auf Xbox Series X reißt also grafisch keine Bäume aus. Auf den Konsolen von Microsoft und Sony, wobei es sich tatsächlich um abwärtskompatible Fassungen für PS4 und Xbox One handelt, kommt mit sechs Versus-Levels aber eine Neuerung hinzu, die indes per kostenlosem Update auch auf Switch verfügbar wird. Direkt mit an Bord ist auch der seinerzeit für Switch veröffentlichte kostenpflichtige DLC, der einen sechsten Weltteil im Halloween-Stil hinzufügt.

Ob es künftig noch andere (kostenpflichtige) Erweiterungen geben wird? Eher unwahrscheinlich. Auch die nachträgliche Einführung eines Matchmaking-Systems zumindest für den neuen Versus-Modus, kann das kleine Indie-Team im Zweifel nicht leisten. Ich persönlich sehe darin allerdings kein Problem, obgleich ich den Versus-Modus, der auch Matches 1-gegen-3 erlaubt, im Solo-Betrieb mangels KI-Gegnern gar nicht nutzen kann. Das Spielprinzip hat in jedem Fall großes Potenzial für einen Nachfolger, der dann aber für einfache „Durchspieler“ dennoch gerne etwas umfangreicher ausfallen darf. An einer äußerst unterhaltsamen Indie-Perle ändert der relativ geringe Umfang aber nichts, denn in puncto Spielspaß glänzt Manic Mechanics immer, egal, ob ihr allein oder gemeinsam mit anderen spielt.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Hagen Gehritz (GamersGlobal)