Endlich vereint: Fortuna (Mitte) trifft nach langer Zeit endlich ihre Hexen-Freundinnen Jasmine (l.) und Dahlia wieder.

Story-Sogkraft

Ist der rund ein- bis eineinhalbstündige Anfang mit dem Erstellen der Karten und der Hexenschule teilweise etwas monoton, nimmt The Cosmic Wheel Sisterhood nun richtig fahrt auf. Spieldesigner Jordi de Paco und sein Team schaffen es erneut, mit der Geschichte und der Atmosphäre eine große Sogkraft zu erzeugen, sodass ich gar nicht mehr aufhören wollte. Wortwörtlich: Den Auftakt habe ich etappenweise gespielt, aber den Rest der rund siebenstündigen Geschichte habe ich fast in einem Rutsch erledigt. Nicht, weil ich für den Test musste, sondern weil es Spaß gemacht hat.

Das erzählerische Handwerk passt. Um ein wenig Abwechslung in die Szenerie zu bekommen (bis auf das Ende spielt The Cosmic Wheel Sisterhood ausschließlich im Hexenhaus auf dem Asteroiden) vertrauen die Spanier auf einen Kniff, den man so auch in vielen Filmen kennt: es gibt Rückblicke. Und so erfährt der Spieler, dass Fortuna einst eine Menschenfrau war. Wann sie zur Hexe wurde. Und dass sie auch in ihrem "echten" Leben zwei beste Freundinnen hatte. Das garniert Deconstructeam wieder mit kleinen interaktiven Elementen. Garnieren ist da das richtige Stichwort, so müsst ihr beispielsweise eine Pizza belegen.

Auch über eure Besucherinnen erfahrt ihr in Rückblicken immer wieder Details. Denn nicht nur Dahlia und Jasmine schweben auf ihren Besen durch euer Fenster herein. Es melden sich auch andere Hexen, die Unterstützung benötigen und euren Rat suchen – respektive die Weissagung eurer Do-It-Youself-Karten.
 

Trefft die richtigen Voraussagen

Das Kartenlegen ist einfach umgesetzt. Es gibt ein bis drei Aspekte, über die eure Besucherinnen etwas erfahren wollen. Ihr zieht eine euer Karten zufällig vom Stapel, weist sie einem Thema zu und erhaltet zu dieser Karte passende Antwortmöglichkeiten, die sich kräftig unterscheiden. Für jede gegebene Antwort bekommt ihr Element-Punkte, um euer magisches Konto wieder aufzufüllen.  Beispielsweise Feuer, wenn ihr böse Voraussagen trefft. Aber es geht eben nicht nur um eure Punkte. Je nachdem, welche Voraussagen ihr bei den Kartenlege-Dialogen wählt, beeinflusst ihr, wie die persönlichen Geschichten der Charaktere weitergehen und auch ihre Beziehung zu Fortuna.

"Deine Antworten werden sich auf dein Schicksal auswirken. Dramatisch", sagt euch Ábramar ganz am Anfang. Anders als bei Telltale-Spielen, die euch oft nur vorgaukeln, dass ihr echte Entscheidungsfreiheit habt, stimmt das hier sogar – auch wenn ihr bis zum Schluss warten müsst, um zu erfahren, was für Folgen eure Wahrsagungen haben. Deshalb lautet mein Rat nur: Entscheidet weise!

In der zweiten Hälfte des Spiels könnt ihr sehr vereinzelt auf die Fatumantinnen-Scheibe als Unterstützung zurückgreifen. Fatu-was? Der Name klingt kompliziert, das Hilfsmittel macht aber nichts anderes, als euch eine Erfolgswahrscheinlichkeit anzuzeigen – es gibt aber eben nur ganz wenige Szenen, an deren Ende eure Entscheidungen auf Erfolg oder einen Misserfolg hinaus laufen.

An der Stelle wäre mein Test unvollständig, würde ich nicht auf eine gewisse Abbiegung der Geschichte in der zweiten Hälfte eingehen. Ihr seid hiermit gewarnt, überspringt im Zweifel diesen Absatz und den ersten auf der nächsten Seite. Also: Je nachdem, ob ihr andere Hexen erzürnt oder ihnen geholfen habt, entscheidet sich eure politische Karriere. Ja, richtig gelesen. Deconstructeam macht aus The Cosmic Wheel Sisterhood am Ende einen waschechten Politsimulator. Es geht um nicht weniger als die Nachfolge der doofen Oberhexe Aedana, die euch verbannt hat. Und ihr werft euren Spitzhut in den Ring.

Kleiner Gag der Entwickler: Auch der Red Strings Club taucht als Sphäre auf.