Donkey Kong Country Returns

Donkey Kong Country Returns User-Artikel

Retro Studios vom wilden Affen gebissen

Corlagon / 9. März 2024 - 1:21
Steckbrief
WiiWiiU
Action
Jump-and-run
3
Retro Studios
Nintendo
03.12.2010
Link

Teaser

Mitte der 90er sorgte Rare mit der Donkey-Kong-Country-Trilogie für viel Aufsehen. Zu Wii-Zeiten versuchten sich schließlich die Retro Studios an einem Nachfolger. Hat es sich gelohnt?
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Das Super NES war schon länger auf dem Markt, da entschied Rare den damaligen Konsolenkrieg endgültig zugunsten von Nintendo. Donkey Kong Country sorgte 1994 für viel Aufsehen mit seiner vorgerenderten Grafik, und spätestens der zweite Teil war dann auch spielerisch erstklassig. Nach drei Spielen in drei Jahren – sogar sechs Episoden, wenn man die Game-Boy-Ableger mitzählt – war dann aber auch erst einmal Schluss. In den 2000ern gab es dann neue DK-2D-Plattformer von anderen Studios, die aber spielerisch recht experimentell waren und nicht viel mit den Klassikern gemeinsam hatten. Doch spätestens der Erfolg von New Super Mario Bros. machte es klar: Irgendwann wollen die Fans auch mal wieder klassisches Gameplay. Rare war längst zu Microsoft abgewandert, stattdessen bekam die Nintendo-Tochter Retro Studios den Auftrag. Donkey Kong Country Returns erschien 2010 für Wii; einige Jahre später folgte noch eine überarbeitete Umsetzung für den Nintendo 3DS. Jetzt beschäftige ich mich aber erst einmal mit der Originalversion.

Das zwischenzeitlich von Nintendo EAD geschaffene Donkey Kong Jungle Beat hatte ja so gut wie gar nichts mit dem etablierten Franchise gemein, doch hier bringt man wieder mehrere bekannte Figuren zurück, was allerdings nicht allzu viel heißen will. Es gibt neue Antagonisten, und zwar den Tiki-Tak-Stamm – Wesen, die wie Trommeln und andere Instrumente aussehen und Hypnose ausüben können. Das machen sie dann auch mit zahlreichen Bewohnern der DK-Insel, um selbige zu erobern und mal wieder das Bananendepot zu plündern. Donkey Kong selber erweist sich jedoch als immun, also heißt es für ihn und Sidekick Diddy Kong mal wieder, Macht zu demonstrieren.
 

Fast klassisch

Die Tikis haben so manches Riesenmonster zu Diensten.
Wie die 90er-Originale ist auch Donkey Kong Country Returns wieder ein klassischer 2D-Plattformer, in dem wir Donkey Kong durch verschiedene Landschaften, Minenschächte, Tempel und dergleichen laufen und springen lassen. Getaucht wird diesmal nicht, und wir haben zunächst erst einmal zwei Lebenspunkte, statt nur einen wie früher. Gelegentlich lässt sich Diddy Kong aus einem Fass befreien, zu ihm komme ich gleich noch. Gegner schalten wir üblicherweise durch Draufspringen aus, ferner können wir DK eine Rollattacke ausführen, ordentlich auf den Boden trommeln oder auch pusten lassen. Wie in New Super Mario Bros. Wii bekommen wir, wenn wir viele Leben hintereinander verlieren, die Option, den Level von einem Super-Assistenten spielen zu lassen, erhalten dann allerdings keine besonderen Gegenstände. Ebenfalls aus selbigem Titel bereits bekannt ist der neue Zweispielermodus, in dem, anders als früher, Donkey und Diddy tatsächlich gemeinsam herumtollen dürfen. Leider hatte ich keine Gelegenheit, die Sache selber auszuprobieren, anscheinend kann ein ausgeschiedener Spieler jedoch jederzeit in einem Fass zurückgerufen werden, ohne dass erst wieder ein festplatziertes gefunden werden muss (was dann sofort ein Leben kostet, die sind zwar nach wie vor begrenzt, durch fleißiges Bananensammeln gibt es aber immer wieder neue).

Spielen wir alleine, ist Diddy nicht vollwertig steuerbar, sondern hält sich im Hintergrund. Die Lebensenergieleiste wird durch ihn auf vier Einheiten verdoppelt, und nach dem Verlust seiner beiden verschwindet er wieder. Donkeys kleiner Fan ist im Besitz eines Jetpacks, das es dem Duo ermöglicht, kurzzeitig zu schweben – eine ziemlich nützliche Fähigkeit, wie wir sie schon aus den Yoshi-Spielen kennen. Dies bringt allerdings die Gefahr mit sich, dass wir uns an sie gewöhnen und selbst ohne Diddy so spielen, als hätten wir das Jetpack noch, und im Abgrund landen.

Wie gewohnt gilt es, fleißig Bananen und seltene Luftballons einzusammeln, um Extraleben zu verdienen; außerdem gibt es Bananenmünzen, die als Zahlungsmittel dienen (siehe unten). Immer wieder stoßt ihr auch auf verschiedene Arten von Kanonenfässern, die euch herumschießen, aber auch einige ganz normale, mit denen sich Gegner abwerfen lassen. In einigen Leveln sind wir mit Loren unterwegs, dann gilt es, in den richtigen Momenten zu springen. Oder auch mit einem Raketenfass, das äußerst schwierig zu steuern ist – Knopf halten, um hochzuziehen; lassen wir los, geht es wieder runter, und das dürfte jetzt einfacher klingen als es ist. Ein Lichtblick hingegen ist Rambi das Nashorn: Relativ selten können wir ihn in einem Level vorfinden und mit ihm dann gefühlt alles einfach umrennen. Weitere Reittiere sind nicht vorhanden, in älteren Titeln waren die Kongs ihnen ja öfter begegnet.
Pusteblumen und andere Objekte können Gegenstände enthalten. Sie sind unterschiedlich leicht mit reiner Hintergrunddekoration zu verwechseln.

Zurück zur Steuerung, das Spiel unterstützt die Kombination aus Fernbedienung und Nunchuk, aber auch die reine Fernbedienung waagerecht. Immer mal wieder müssen wir trommeln oder pusten, um die Umgebung zu manipulieren oder einfach Gegenstände zum Vorschein zu bringen (die Behälter können übrigens leicht zu übersehen sein). Beide Aktionen, wie auch das Rollen, lassen sich jedoch diesmal nur durch Schütteln ausführen, was ziemlich unkomfortabel ist, sonst benutzen wir ja auch die Knöpfe, und die Verwendung klassischer Joypads ausschließt. Und wenn wir Gegner als Sprungbretter verwenden müssen, oder, seltener, tatsächliche Sprungbretter, müssen wir im richtigen Moment auf den Sprungknopf drücken – im entfernt verwandten Super Mario Bros. 3 genügte es damals, ihn einfach gedrückt zu halten.
 

Unterhaltungssoftware als Arbeit

Bereits die Originale Mitte der 90er waren für ihren hohen Schwierigkeitsgrad bekannt gewesen. Grundsätzlich hatten sie aber herausfordernd statt frustrierend gewirkt. Die dahintersteckende Formel ist aber offensichtlich anschließend verlorengegangen, auch die Retro Studios konnten die magische Balance nicht wiederholen. DKCR ist noch deutlich schwieriger als die Vorgänger, ich habe selbst das berüchtigte Super Mario Bros.: The Lost Levels in seiner Originalversion als einfacher in Erinnerung. Zwar ist auch dieses Spiel nicht derart extrem, um regelrecht unschaffbar zu wirken, aber auf die gelegentlichen unfairen Stellen und Versuch-und-Irrtum-Gameplay hätte ich definitiv verzichten können. Wie gesagt gibt es einen optionalen Assistenten, aber immer wieder auf den zurückzugreifen kann ja auch nicht der Sinn der Sache sein.
Auch mit Loren gilt es wieder zu fahren und zu springen.


Wer sich weigert, sich unterkriegen zu lassen, kann sich, auch das ist ja ein Markenzeichen der Serie, noch an optionalen Herausforderungen versuchen. So gibt es in fast allen Leveln mindestens einen versteckten Bonusraum. Schaffen wir es dort, innerhalb einer halben Minute alle generischen Items einzusammeln, werden wir mit einem Puzzle-Teil belohnt, und direkt in den eigentlichen Leveln sind noch diverse weitere zu finden. Außerdem gilt es immer, alle vier KONG-Buchstaben mitzunehmen – dies muss immer in einem Zug erfolgen, während die Puzzle-Teile einzeln bei wiederholten Besuchen einkassiert werden dürfen und sogar bei einem Lebensverlust erhalten bleiben, jedoch nicht beim Abbruch des Levels. Während letztere lediglich eine Galerie füllen, schalten die Buchstaben zusätzliche Level frei, die, das sollte nicht weiter verwundern, tendenziell noch schwieriger sind. Schließlich können wir sämtliche Level auch noch auf Zeit spielen und vielleicht Medaillen verdienen, die jedoch nichts weiter bewirken, nicht einmal die traditionelle Prozentanzeige erhöhen, und das ist auch gut so, da man sich bei den für Gold erforderlichen Zeiten als gewöhnlicher Spieler fragt, wie das eigentlich realistisch zu schaffen sein soll. (Außer bei wenigen Leveln, in denen man praktisch nur in Fahrzeugen mit konstanter Geschwindigkeit unterwegs ist, bei denen erscheint der Time-Attack-Modus dann wiederum sinnlos.)

Neben Donkey und Diddy tritt diesmal leider nur ein weiteres Mitglied der Affenbande mit auf, nämlich Cranky Kong. Bei ihm können wir uns das übliche Gestänkere anhören und mit unseren Bananenmünzen diverse Dinge kaufen, nämlich Extraleben, Schlüssel für kurze zusätzliche Pfade (so wie der Laden gestaltet ist, habe ich sie ja für bloße Hintergrunddekoration gehalten) und Items, die bei Anwendung einen Level lang halten. Squawks der Papagei hat mal wieder eine neue Rolle, er macht uns auf Puzzle-Teile in unserer Nähe aufmerksam – bei mindestens einem konnte er allerdings auch nicht helfen, denn es befand sich selbst für ihn zu weit abseits des Weges. Ferner dürfen wir unsere Energieleiste mit einem dritten/fünften Herz verlängern, das scheint vor allem bei den Endgegnern zu helfen, gegen Abgründe, Lava und dergleichen nützt es natürlich nichts. Alternativ können wir mit Bananensaft gleich zehn Lebenspunkte auf einmal dazubekommen, die werden jedoch nicht durch eingesammelte Herzen wiederhergestellt, und auch bei einem Lebensverlust kehrt der Effekt nicht wieder.
 

Mein Fazit

Donkey Kong Country Returns für Wii behält das Gameplay der Vorgänger aus den 90ern in vielen Punkten bei und kann mit hohem Umfang und simultan kooperativem Spiel zu zweit protzen. Wer sich für die Serie interessiert, die Originale jedoch zu einfach fand und gerne eine unnötig anspruchsvolle Steuerung und weitgehend fehlerintolerantes Level-Design mit richtigem Frustpotential hätte, oder alternativ damit glücklich ist, dem Computer beim Hüpfen zuzusehen, möge zugreifen. Ansonsten ist wohl eher die Nintendo-3DS-Fassung zu empfehlen, die eine zweite, niedrigere Schwierigkeitsstufe und einige zusätzliche Level hinzufügt und ohne Bewegungssteuerung auskommt (selber getestet habe ich sie allerdings noch nicht).
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Schwierige Steuerung und keine nennenswerte Zeit zum Reagieren: Insbesondere bei den Raketenfass-Leveln ist man in Versuchung, einfach den Computer übernehmen zu lassen.
Corlagon 9. März 2024 - 1:21
funrox 16 Übertalent - P - 5181 - 9. März 2024 - 5:54 #

Schöner Artikel!

Würde mir da ein Switch-Remake wünschen. Wäre für mich im Moment genau das Richtige. :-)

TheEdge 16 Übertalent - 4426 - 9. März 2024 - 8:28 #

Ich hab nur die 3ds Variante gespielt. Die fand ich durch den leichten Schwierigkeitsgrad als sehr angenehm. Auch die Bewegungssteuerung hat man da nicht vermisst. Grafisch war es auch nicht so schlecht auf dem 3DS. Kann diese Version sehr empfehlen.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36267 - 9. März 2024 - 13:57 #

Die Wii-Version habe ich leider nie durchgespielt, aber die 3DS-Version habe ich gerade mal für 15€ inklusive Versand gekauft.

RoT 21 AAA-Gamer - P - 26431 - 9. März 2024 - 14:41 #

Ich habe die Version sehr gerne gespielt. Allerdings immer im Multiplayer und mit den Kids. Zeitlich konnten wir natürlich weder mehrere Tage dran probieren noch hatten wir den Anspruch durchzuspielen.

Von daher waren unsere Ansprüche nicht so hoch und wir freuten uns über hart erkämpfte Fortschritte.

Ich finde die Wii Steuerung auch schwierig, aber durchaus als Benefit, weil sie doch körperlich mehr involviert und eben keine klassische Steuerung hat. Vielleicht wäre eine optionale Umstellung auf klassische Buttonsteuerung gut gewesen?

Der Assistent wurde uns seinerzeit (meine ich) gar nicht angeboten. Ich vermute mal, dass wir einfach insgesamt immer zu wenige Versuche gespielt haben. Gibt es da eine Erkenntnis, nach wie vielen Fehlversuchen, der Assistent angeboten wird?

Darüber hinaus finde ich, sollte das Sounddesign und die fantastische Musik noch erwähnt werden, die für uns auch einen Teil des Spielgefühls ausmachte. Ich bin somit dem Mega Frust mit dem Spiel bisher entgangen und habe wohlige Erinnerungen an das Game :D

Corlagon 17 Shapeshifter - 6796 - 11. März 2024 - 19:36 #

Den Assistenten sollte es eigentlich nach acht Leben geben. Vielleicht ist der auf den Einspielermodus beschränkt?

Die Musik aus DKCR ist mir nicht besonders aufgefallen, abgesehen von den Stücken, die aus Teil 1 stammen. Von dem würde ich mir vielleicht den Soundtrack kaufen, wenn es den noch gäbe. Den von DKC2 bestimmt.

Deklest 13 Koop-Gamer - 1544 - 9. März 2024 - 19:22 #

Das hatte ich mal kurz angespielt, aber da ich kein Fan von klassischen Jump'n'Runs bin, auch schnell wieder gelassen.
Eigentlich ist es schade, dass es Spiele gibt, die so schwer sind, dass es Anfänger frustriert.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 176218 - 9. März 2024 - 20:17 #

Meine Frau hat mir irgendwann DKC2 Diddy's Kong Quest auf SNES gezeigt und weil das so toll war, mussten dann später auch Donkey Kong Country Returns und Tropical Freeze auf Wii und Wii U her. Finde die Titel von Retro genial, sogar für meine Vorlieben besser als die modernen 2D-Marios. Lediglich die Bosse sind Solo zu lang für den hohen Schwierigkeitsgrad, aber Koop kann man sich da durchsterben, wenn der eine den anderen zurückholt. Und an der Bonuswelt in Returns hatten wir lange zu knabbern, aber hatten fast nie Frust dabei (oder ich vergesse das, jetzt wo wir sie können. Es ist eben doch etwas, das sich gut auswendig lernen lässt).

Die Raketenfass-Abschnitte haben noch eine höhere Lernkurve als die Lorenwagen, aber als wir erstmal ein Gefühl dafür hatten, gefielen die uns auch enorm. Gerade in den Leveln dreht ja gerne auch die Inszenierung so herrlich auf. Ich erinnere mich da etwa an ein Loren-Level mit einem Riesenei in Returns und an die Entsaftungsanlage als Raketenfassritt.

invincible warrior 15 Kenner - 3247 - 9. März 2024 - 22:03 #

Returns war mir nicht Funky genug, gut, dass Nintendo das in Tropical Freeze ausgebessert hat.

Pat K. 17 Shapeshifter - 7476 - 10. März 2024 - 8:56 #

Sehr, sehr geiles Spiel. Finde nur bei Retro Studios ein wenig traurig, dass sie seit 10 Jahren kein neues Spiel mehr rausgebracht haben. Wenn man bedenkt, dass Rare damals als Nintendo-Partner locker mal 10 Spiele in der Zeit rausgehauen hat..andere Zeiten, andere Sitten, Rare ist ja heute selber nur noch ein Schatten seiner selbst.

Fand den Schwierigkeitsgrad on DKC Returns garnicht so hoch, man konnte ja immer sich nette Lebens-Up-Grade-Gegenstände einkaufen.

Gut, spiele aber auch noch gerne NES, da schwitzt man gerne Blut bei manchen Spielen. ;)

Tasmanius 21 AAA-Gamer - - 28841 - 12. März 2024 - 22:37 #

"Wer sich für die Serie interessiert, die Originale jedoch zu einfach fand und gerne eine unnötig anspruchsvolle Steuerung und weitgehend fehlerintolerantes Level-Design mit richtigem Frustpotential hätte, oder alternativ damit glücklich ist, dem Computer beim Hüpfen zuzusehen, möge zugreifen. "
Hammer Satz! Noch stärker kann man von einem Spiel fast nicht abraten :D

Zack 10 Kommunikator - 548 - 19. März 2024 - 14:50 #

Ich meine sogar das die SNES reihe eigentlich schon als schwierig eingestuft wird.