Spiele-Check von Vampiro

Spiele-Check: Victoria 3: Voice of the People – Spielen wie Gott in Frankreich
Teil der Exklusiv-Serie Spiele-Check

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Vampiro 122767 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A7,J10
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16. Juni 2023 - 13:54 — vor 47 Wochen zuletzt aktualisiert
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Ein gutes halbes Jahr nach dem Release des im Viktorianischen Zeitalter angesiedelten Grand-Strategy-Wirtschaftsspiels Victoria 3 (im Test) ist mit Voice of the People die erste Immersion-Pack-Erweiterung erschienen. Im ersten Post-Test-Check stelle ich euch neben der Erweiterung die Highlights der ersten drei Patches vor.
Eine der vielen Verbesserungen: Ihr könnt aus den drei bestmöglichen Regierungskonstellationen auswählen.
Patches 1.1 bis 1.3
Viele Änderungen betreffen Balancing, Bugfixes oder die Überarbeitung bestehender Mechaniken (etwa Moralschadenberechnung in Kämpfen oder Handelsrouten). Viel getan hat sich beim Interface. So könnt ihr jetzt sehen, welche Güter eure POPs (parts of population) benötigen, wie groß die Mannstärke-Reserven in Schlachten sind und, im Budget-Tooltip, wieviele Steuern gerade nicht eingetrieben werden können. Es gibt diverse neue Kartenmodi und Linsenoptionen, Hotkeys dafür sind frei konfigurierbar. Benachrichtungen könnt ihr ebenfalls konfigurieren. Ich habe jetzt zum Beispiel Popups, wenn ein General stirbt oder Konvois versenkt werden. Das ging vorher oft unter.

In Diplomatiespielen könnt ihr Sekundärziele benennen, auch gegen beigetretene Parteien. Scheiden die dann verfrüht aus einem Krieg aus, erntet ihr die Früchte von deren gescheiterter Einmischung. Praktisch: Fällt eine Front weg, ziehen die Generäle direkt zum nächsten Einsatz.
Strategische Ziele werden bevorzugt angegriffen.


Eure Wirtschaftsführer bauen jetzt autonom Gebäude und Infrastruktur, mit eigener Baureihe. Das machen sie grundsätzlich clever und bedarfsorientiert. Das kostet euch nichts, denn es werden die Gelder aus dem Investitionsfonds verwendet. Dazu kommt ein Teil eurer Baukapazität, bis zu 75 Prozent sind es mit dem Gesetz "Laissez-faire". Mit 50 Prozent Baukapazität konnte ich immer noch gezielt hochstufige Gebäude errichten und mich für die Nebenkriegsschauplätze auf die KI verlassen. Je nach Gesetzeslage könnt ihr Gebäude wieder abstufen. Und wenn euch diese Rückbesinnung an Victoria 2 nicht passt, enteignet ihr alle und legt wieder selbst Hand an.

Mit den Agitatoren bringt Patch 1.3 ein ganz neues Spielelement. Die rekrutiert ihr beispielsweise, um eine Protestbewegung zu starten oder ihr Schwung verleihen. So habe ich mal ein Gesetz (die Gesetzgebung durchläuft jetzt übrigens drei Phasen) durchgebracht, das ich sonst nicht hätte erlassen können. Wenn die  Agitatoren eine euch unliebsame Protestbewegung zu sehr anheizen, schickt ihr sie wieder ins Exil. Das hat aber einen Cooldown und gefällt gewiss nicht jedem! Die Mechanik ist zwar insgesamt ein Randaspekt, kann sich aber immer wieder spürbar auswirken, gerade wenn aus einer unliebsamen Protestbewegung eine Revolution wird. Für die gibt es auch zig neue Events, passend zum Titel der Erweiterung.
Anfangs habt ihr zwei freie Slots für Agitatoren, später mehr.
Stimme der Franzosen
Die Erweiterung Voice of the People setzt auf dem Agitatoren-System auf und bringt euch über 60 historische Persönlichkeiten, die einen entsprechenden Vermerk "historische Person" haben. Leider kenne ich die Meisten nicht. Schade, dass nicht jeweils eine Kurzbiographie als Tooltip hinterlegt ist. Mit DLC macht ihr Agitatoren zum Anführer einer Interessensgruppe oder, zusätzlich zur Agitatoren-Rolle, zum General.
Steam-Deck-Check
Anders als zum Beispiel zu Crusader Kings 3 (im Konsolen-Check) gibt es (noch?) keine Konsolenumsetzung von Victoria 3 mit Gamepad-Anpassung. Technisch läuft es auch im Lategame flüssig und das UI ist angenehm skalierbar. Die Steuerung, auch mit Community-Tastaturlayout und einem Radial-Menü auf dem linken Touchpad, ist mit Touchpad als Mausersatz etwas fitzelig. Ihr müsst in Victoria 3 viel rumklicken, das macht mir mit Touchpad nicht so viel Spaß, geht aber! Besser ist es zumindest, eine Maus anzuschließen.


Sind die Agitatoren noch international, ist die Erweiterung sonst eher dem Land des Weins gewidmet. Neue Gebäude, Outfits, Events und passende Bilder sorgen für mehr Flair. Zu Beginn einer Frankreich-Partie stützt ihr eines von drei monarchischen Häusern, was letztlich die Ausrichtung eures Frankreichs bestimmt. Passt euch ein Monarch nicht, könnt ihr ihn unter bestimmten Voraussetzungen zur Abdankung motivieren.

Es gibt auch neue Journaleinträge. Abgeschlossen habe ich zum Beispiel die Kolonisierung von Algerien oder das Ausdehnen auf die "natürlichen Grenzen" (zum Rhein). Das sind letztlich Ziele, die ihr erreichen könnt. Anders beispielsweise die Dreyfus-Affäre, bei der ihr immer wieder Entscheidungen treffen müsst, wobei eure Optionen von verschiedenen Faktoren abhängen. Mit befallenen Seidenplantagen musste ich mich auch rumplagen! Bei den Journaleinträgen ist noch ein bisschen Luft nach oben, aber ich hatte durch die Kampagne hinweg fast immer irgendwelche neuen Journaleinträge offen und dadurch ein besseres Frankreich-Spielerlebnis.
DLC-Events haben alle ein kleines Icon.
Fazit
Nach kurzer Einarbeitung war ich wieder im Bann der Viktorianischen Zeit und auf der Jagd nach den je sieben neuen Achievements. Knapp 35 Stunden verflogen im Nu während ich mit Genuss und meist friedlich an meiner Wirtschaft schraubte und versuchte, Radikale und Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Klar, ein bisschen Grenzerweiterung bis zum Rhein musste auch sein. Und wenn man schonmal dabei ist...

Die Patches haben Victoria 3 weiter verbessert und einige Kritikpunkte aus dem Test ausgemerzt. Voice of the People ist ein Immersion-Pack mit wenig Spielmechanik. Jammerte die paradoxe Spielerschaft vor einigen Jahren zurecht über "Pay-to-Win-DLC", wird jetzt der Mangel an Mechaniken in einem Immersion-Pack beklagt – befeuert durch Videos mit Clickbait-Thumbnails. Verkehrte Welt!

Neue Mechaniken, wie das Agitatoren-System, gibt es. Kostenlos, also quersubventioniert, für alle im Patch. Und wenn ihr in Frankreich spielen wollt oder Wert auf historische Agitatoren oder die kleinen Zusatzmechaniken legt, ist Voice of the People eine schöne Ergänzung, die euer Spielerlebnis aufwertet. Falls ihr es eher mit den Preußen haltet, könnt ihr Voice of the People auch erstmal aussitzen. Und das ist gut so!
  • Grand-Strategy
  • Einzel- und Mehrspieler
  • Für Einsteiger bis Profis
  • Preis: 14,99 Euro
  • In einem Satz: Tolle Patches und ein atmosphärisches Immersion-Pack, vor allem für Frankophile.

Video:

Vampiro Freier Redakteur - - 122767 - 16. Juni 2023 - 14:42 #

Viel Spaß beim Lesen!

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421745 - 16. Juni 2023 - 20:33 #

Das "Leider kenne ich die Menschen nicht" hat micht etwas ratlos zurückgelassen. Das mag für dich ja bemerkenswert sein, hilft aber ansonsten jetzt nicht wirklich weiter, oder?

Vampiro Freier Redakteur - - 122767 - 16. Juni 2023 - 20:39 #

Doch, schon, vielleicht habe ich es nicht gut genug ausgedrückt. Es ist noch in Kombination mit dem Folgesatz zu sehen. Ich schicke mal vorab, dass ich extrem geschichtsinteressiert bin, das teilweise studiert habe und meine Promotion hat auch Geschichte mit drin. Ich kenne trotzdem viele Leute nicht. Ich würde mich daher sehr wundern, wenn viele Spieler die historischen Persönlichkeiten kennen. Diese historischen Personen sind aber einer der selling points des DLC. Den wird die Mehrheit, glaube ich, nicht wirklich (also nur teilweise) nutzen können. Dadurch fällt ein selling point mehr oder minder weg (darum greife ich das aber im Fazit auch nochmal auf, dass es schon ein Mehrwert sein kann). Leider gibt es keinen integrierten "Kurzbiographietooltip", das wäre dann für ALLE Spieler richtig gut.

Vampiro Freier Redakteur - - 122767 - 17. Juni 2023 - 15:25 #

Was ich noch ergänzen möchte aus Platzgründen und weil es nicht alle betrifft:

Die Deutsche übersetzung hat immer noch immer wieder mal Macken (Radikale statt Loyale steht da) oder eine fehlende String-Verknüpfung.

Dann hatte ich ab ich sage mal dem späten midgame, auf jeden Fall im Lategame, slowdowns. Die hatte ich in meiner Pre-Release-Version nicht (was wohl an einem Bug bei der kleinteiligen POP-Berechnung lag, der zum Release gefixt wurde, seitdem wurde da noch bisschen versucht zu optimieren). Nach so 1, 2 Stunden wird mein, allerdings auch schon ziemlich betagter, Rechner richtig an die Grenzen getrieben. Schlimmer wird es bzw. schneller passiert es, wenn ich zwischendrin mal raustabbe. Wenn ich das Spiel neu starte, flutscht es wieder. Es ist also bei mir nicht wie das immer mal gepostede Problem, dass das Lategame grundsätzlich immer slow ist.

Zille 21 AAA-Gamer - - 26494 - 17. Juni 2023 - 21:11 #

Danke - toller Check! Auch, wenn ich momentan nicht genug Zeit für so einen Klopper mitbringe.

Vampiro Freier Redakteur - - 122767 - 17. Juni 2023 - 21:49 #

Vielen Dank für dein Feedback :) Ja, es ist schon zeitintensiv. In meiner Spielzeit habe ich einen Run bisschen gestartet zum wieder reinkommen und dann einen schon fast beendet. Denke, mit 30 bis 40 Stunden (je nach Spielweise vllt auch mehr oder weniger) muss man für eine Kampagne mit Frankreich rechnen. Bisschen abhängig auch davon, was man macht und vermutlich was man für einen PC hat :D

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