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Jörgspielt: S.W. Empire at War - Remake/Fall of the Republic/Enhanced
Teil der Exklusiv-Serie Jörgspielt

PC
Bild von Jörg Langer
Jörg Langer 470135 EXP - Chefredakteur,R10,S10,A10,J9
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25. März 2024 - 10:21 — vor 5 Wochen zuletzt aktualisiert

Teaser

Empire at War ist eines der wenigen Star-Wars-Strategiespiele und mir sehr wohlig in Erinnerung geblieben. Nun habe ich es an zwei Wochenenden und mit drei großen Mods neu erlebt.
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Ich wollte schon lange mal wieder Star Wars - Empire at War spielen, das Globalstrategiespiel von Petroglyph aus dem Jahr 2006, bei dem man auf einer Sternenkarte Flotten und Truppen verschiebt, ein wenig Forschung betreibt, vor allem aber Weltraum- und Bodenkämpfe in RTS-Schlachten führt. 

Die Kampagne sowie Skirmish-Battles außen vor gelassen, beginnt man auf den Galaxiekrieg-Maps meist mit einem oder ein paar wenigen Planeten, die es erst mal auszubauen gilt. So ein Planet hat meist vier bis sechs Gebäude-Slots, dazu kommen bis zu zehn stationierte Verbände, und im Orbit gibt es drei Slots für Schiffe und Truppen. Man erobert nun weitere Planeten, führt Raumschlachten, die eine gute Mischung aus Optionen und Taktik bieten (so lassen sich bei Großschiffen einzelne Systeme wie Schildgenerator oder Laserbatterien angreifen), zumal die Schiffe einem klaren Papier-Stein-Schere-Prinzip unterliegen. Etwas schwächer sind die Bodenschlachten, da die Mapgröße überschaubar und die KI nicht sonderlich schlau ist. Dennoch machte es mir damals großen Spaß, Landspeeder, AT-ST und AT-AT und so weiter in die Schlacht zu führen, und auch Helden wie Han Solo oder Luke Skywalker oder Darth Vader.

Aber statt nun einfach nur das Original neu zu erleben, wollte ich vor allem einige Mods ausprobieren, die ich spannend fand. Zwei Wochenenden später muss ich jedoch sagen: Ich bin etwas ernüchtert. Aber der Reihe nach. Beginnen möchte ich mit dem Service-Hinweis, dass einige Mods nicht oder nur in veralteten Fassungen für die Original- oder GOG-Version von EAW existieren. Ihr werdet quasi zur Steam-Fassung gezwungen. Umso unangenehmer, dass dort aktuell das Spiel in der Gold-Version nebst Addon Forces of Corruption 17 Euro kostet.  Aber immerhin ist dann die Installation einfach: Per Workshop runterladen (es gibt auch noch diverse Submods zu den Full Convesions), was angesichts derer Größe schon auch dauern kann, und dann unter Eigenschaften die jeweilige "Steammod=xy"-Angabe aus der Mod-Beschreibung eintragen. Und los kann es gehen.
 

Die Galaxiekarte dient zum Ausbau der Planeten und Verschieben von Flotten.


Grundspiel: 18 Jahre alt, Steuerung aus dem 18. Jahrhundert
Erstaunlich, wie miserabel die Steuerung von Empire at War ist, und dass es keine einzige Mod zu geben scheint, die sie verbessert (dafür aber eine Anleitung, wie man via der Zusatz-App AutoHotkey das Schlimmste umschifft). Ich möchte euch gar nicht mit Details langweilen, aber die drei nervigsten Verfehlungen nennen. Die erste: Man kann seine Planeten nicht durchschalten, es gibt nur eine schwer zugängliche Liste. Ungünstig, da die Karte schon im Grundspiel gut 30 Planeten umfasst, in den Mods sind es auch mal 120. Und während es in der Urfassung nur drei Parteien (Imperium, Rebellen, Piraten) gibt, im ebenfalls 2006 erschienen Addon Forces of Corruption noch um das Zann-Konsortium ergänzt, kommt man bei den gängigen Groß-Addons kaum mit vor all den Fraktionsfarben. Ich habe bei mehreren Szenariren minutenlang auf die Galaxiekarte gestarrt und nicht mal kapiert, wo genau nun meine Kräfte sind (man kann die Helden rechtsoben anklicken, aber die decken selten alle kontrollierten Welten ab, sondern befinden sich meist auf ein und derselben zu Beginn).

Bedienungsunding Nummero 2: Bis auf Baubefehle lässt sich alles nur bewerkstelligen, wenn der Pausenmodus ausgeschaltet ist. Flotten losschicken, Planeteninvasionen starten, selbst das Aufsplitten einer Flotte oder das Einschiffen eines Trupps vom Planeten ins Orbt, all das geht nur außerhalb der Pause. Löst man diese aber, geht alles - selbst bei der langsamsten einstellbaren Geschwindigkeit - verflixt schnell, Flotten fliegen binnen vielleicht fünf Sekunden von einem Sternensystem zum nächsten. 

Bedienungskatastrophe 3: Obwohl das Spiel ca. 60 Tastaturbefehle kennt, gerne auch in Verbindung mit der Alt-Taste, ist keiner darunter, der die Pause triggern oder aufheben würde. Man muss jedes Mal mit der Maus nach linksunten fahren und klicken. Zum Auflösen dasselbe noch mal, oder oben am Bildschirm auf "Resume Game" klicken. Nackter, purer Wahnsinn. Dafür löst der Druck auf die Leertaste die Battle Cam aus, die freilich auf der Galaxiekarte nicht den geringsten Sinn ergibt. So sehr ich Joe Bostic von Petroglyph schätze (er war der Director), das lässt mich doch leicht fassungslos zurück.

Bewundernswert finde ich jedoch, wie es zumindest die erste von mir gespielte Mod es schafft, die Bedienung noch zu erschweren...
 

Das ist die lange Kampfanimation aus dem Intro, aber auch im Spiel sieht Empire At War Remake 4.0 - Galactic Civil War wirklich prächtig aus.



Star Wars EAW Remake 4.0 - Galactic Civil War
Seit 2019 gibt es die Remake-Mod mit Untertitel Galactic Civil War, die im August letzten Jahres auf 4.0 gebracht wurde und vor kurzem den letzten Hotfix 4.091 bekam. Remake will alles schöner und komplexer machen, und beides gelingt ihr. Allerdings bringt Schönheit nichts, wenn das Ding regelmäßig (!) abschmiert, dann oder auch sonst gerne die Spielstände zerstört und sowieso aufgrund eines Fehlers, der laut Mod-Entwicklern im Hauptspiel steckt und nicht gefixt werden kann, im Hauptspiel aber nie aufgetreten ist, gar nicht durchspielbar ist. Und was die Komplexität anbelangt: Schwieriger ist nicht immer besser, aber das liegt natürlich im Auge des Betrachters.

Remake sieht nicht durchweg beeindruckend aus, so sind die Icons auf der Planeten-Bauansicht richtiggehend hässlich und grob. Aber überwiegend sieht es toll aus, es ist die schönste der vorgestellten Mods. Die schon erwähnte Battle Cam erzeugt Szenen, die bei zugekniffenen Augen und zwei, drei Kurzen intus durchaus den Eindruck erwecken, man sähe eine Film-Schlacht im Kino. Und das will was heißen! Dummerweise hatten die Modder die Idee, den Maßstab des Hauptspiels zu verbessern. Was sie nämlich offenbar störte: Obwohl schon in der Vanilla-Fassung TIE-Fighter und Co. nur dank ihrer Icons halbwegs auszumachen sind in der Schlacht (jedes Icon symbolisiert ein halbes Dutzend einzeln simulierter Jäger), stimmt dort ihr Maßstab im Vergleich zu den Großschiffen nicht. Die Lösung der Modder: Sie machten die Jagdschiffe noch kleiner, sodass man jetzt nach dem Ranzoomen quasi einzelne Punkte auszumachen glaubt. Aber in der Battle Cam sieht's super aus...

Schön aussehen tun sie, die Landgefechte. Nur verliere ich ob der Maßstäbe schnell den Überblick, trotz der unterlegten grünen Symbole (wenn die Einheiten ausgewählt sind).


Blöderweise haben die Modder diese Maßstabstreue auch auf die Landschlachten ausgeweitet. Wo man zudem nicht mehr einzelne Schwadronen (ein AT-ST-Icon auf der Galaxiekarte wird dann zu drei Modellen, ein Panzer-Icon zu fünf, und so weiter) einsetzt, sondern gleich Regimenter. Ein "Leichtes Panzer-Regiment"-Icon auf der Galaxiekarte wird dann beispielsweise zu drei Tanks, drei Schützenpanzern, 6 Infanterietrupps und noch irgendwelchem Zeug. Weil ja mehr besser ist. Immerhin gibt es auf normalen Planeten auch nur noch Platz für drei Regimenter gleichzeitig.

Doch im Gefecht sind die Infanteristen so winzig geraten, dass man sie nur anhand der kleinen grünen Symbole unter ihnen erkennen kann. Der Effekt ist, dass zumindest ich die Landgefechte - wenn sie nicht abstürzten nach 20 Minuten - als fast unspielbar empfand. Aber: In der Battlecam sehen sie zuweilen klasse aus, und das ist keine Ironie. Was da an Laserschüssen und Explosionen über den Bildschirm fetzt, ist schon nett.

Empire At War Remake 4 hat auch inhaltlich schöne, teils aber auch komplizierte Neuerungen. Darunter ein überarbeitetes (und schwieriger gewordenes) "Wirtschaftssystem", Details wie unterschiedliche breite - und damit schnelle - Überlicht-Starlanes oder der Umstand, dass es neben normalen Planeten auch "Systeme" (symbolisieren mehrere Planeten, haben entsprechend mehr Slots und Wirtschaftskraft) und "Sektoren" gibt (noch mal größer). Und dass das Imperium als schickes Grau (statt vormals Blau) symbolisiert wird, gefällt mir auch.

Doch alte Fans beklagen sich über zahlreiche Balance-Verschlimmbesserungen. Und mich nerven die lustig gemeinten, aber komplett immersionstötenden Einheitenbeschreibungen. Kennt ihr den Effekt, wenn Leute mit begrenztem Humorverständnis total lustig sein wollen? Dann freut euch, wenn beim Beschreibungstext des Ancient Interdictor Vergleiche zu Donald Trump gezogen werden und ähnliche Schenkelklopf-Anwandlungen.

Fall of the Republic krempelt Einheiten und auch das Interface kräftig um.


Star Wars EAW Expanded - Fall of the Republic 1.4
Gerade jetzt am Wochenende erschien das neueste Update für diese 2020 gestartete Mod. Sie geht zeitlich vor das Hauptspiel zurück und beschäftigt sich mit dem ausbrechenden Bürgerkrieg zwischen der Republik (die dann bekanntlich von Senator Palpatine zum bösen Imperium umgewandelt wird) und den Separatisten der Konföderation unter Graf Dooku. Wie, sagt euch nicht wirklich was, weil ihr wie ich die zweite Filmtrilogie verabscheut und noch heute von Jar-Jar Binks albträumt? Republik, das sind die mit den Klonkriegern, Konföderation, das sind die mit den Kampfdroiden. 

Fall of the Republic setzt wie auch Remake auf die Gold-Version von Empire at War auf, nutzt also die Engine-Verbesserungen von Forces of Corruption (darunter verbesserte Landschlachten). Und es macht seine Sache aus meiner Sicht besser als EAW Remake. Es krempelt im Wesentlichen die Kampfeinheiten und Helden auf "Klonkriege" um und bietet 14 Startszenarien, wobei 90 Planeten als "kleines Szenario" gelten. Es gibt in den "Langszenarien" drei spielbare Fraktionen inklusive der Hutten-Kartelle sowie fünf nicht-spielbare. Bei den kürzeren "historischen Konflikten" habt ihr die Wahl zwischen Story-Modus, Story-minus-Auftaktmissionen und Sandbox-Modus; je nachdem erhaltet ihr sogar Intro-Cutscenes, oder Text-Updates werden von einem Hologramm begleitet. Negativ sind die wild aus Spielen, Serien, Filmen und Cartoons zusammengeklauten, stark heterogenen Helden- und Einheiten-Icons.
 

Winzsoldaten und riesige Kampfmaschinen treffen bei Fall of the Republic aufeinander.


Fall of the Republic ist dennoch nett anzusehen, gerade in den Landschlachten geht es doch ziemlich zur Sache, mit einem großen Aufgebot an (relativ gesehen) winzigen Droiden und riesenhaftem Kriegsgerät. Aber es herrscht auch hier bei den Szenarien meistens Gigantomanie - wer möchte gleich eine Galaxie mit 120 Planeten erobern? Inhaltlich steckt erkennbar Liebe dahinter. So wurde das Interface überarbeitet, die Texte sind nicht peinlich wie bei Remake 4.0, es gibt Neuerungen wie Subfraktionen, ein Planeten-Loyalitätssystem und mehr. Ich könnte mir durchaus vorstellen, das länger als ein paar wenige Stunden zu spielen - würde, ja würde mich das Szenario nicht absolut kaltlassen. Ich fand die Droiden im Kino doof, ich finde sie auf dem Bildschirm doof. Sorry.

Was mich eher interessieren könnte, ist die zweite Mod desselben Teams: Thrawn's Revenge. Die setzt nach dem dritten Star-Wars-Film (also nach Episode VI, der Schlacht um Endor und dem Ende des zweiten Todessterns) an. Wie schon das offizielle Addon Forces of Corruption, übrigens. Und ja, Thrawn ist dieser blaustichige Ex-Admiral des Imperiums, der auch der Antagonist in der Disney-Serie Ahsoka ist. Aber ich habe dann doch Lust auf eine andere Mod als dritten Versuch gehabt...

Die Raumkämpfe machen immer noch was her und sind durchaus taktisch.


Star Wars EAW Enhanced Campaign Mod Rebels & Empire 1.3
Die Prämisse der Enhanced Campaign, die im Dezember 2023 das letzte Mal geupdatet wurde: Es bessert ebenfalls die Grafiken etwas auf und nutzt die Engine von Forces of Corruption, beschränkt sich aber auf die Einheiten und Technologien aus dem Hauptspiel. Es gibt also wiederum nur Imperium und Rebellen (und Piraten). Und das finde ich sehr ansprechend und dem Spiel zuträglich!

Durch die Addon-Verbesserungen kommen die Landschlachten in den Genuss größerer Maps mit teils feindlicher Umgebung. Es gibt mehr Bunker und Bauplätze, wo sich dann wahlweise ein Antipersonen- oder Antifahrzeug-Laser hinsetzen lässt, solche Sachen. Manches Terrain ist nur für Infanterie passierbar, insgesamt sind die Landgefechte strategischer geworden.

Mehr Spaß gemacht haben mir aber dennoch die Raumkämpfe. Hier muss man wirklich umsichtig seine Flotte steuern, alles auf einen Haufen und nach vorne klappt wirklich nur bei großer Überlegenheit. Die KI ist zwar sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung so angriffslustig wie eh und je, aber als blöd würde ich sie nicht bezeichnen: Sie beißt sich mit Vorliebe an angeschlagenen Großschiffen fest, die ich dann nur mit Müh' und Not - oder auch nicht - zurückgezogen bekomme.

Selbst Landschlachten, die man kaum verlieren kann, sollte man ausfechten, da die Auto-Resolve-Funktion meist extrem negativ für den Spieler ausgeht.


Allerdings bleibt auch diese "Vanilla+"-Fassung nicht vom Zahn der Zeit verschont, siehe mein Gemeckere oben über die Bedienung. Die Auto-Resolve-Funktion ist lachhaft unfair und führt selbst bei mittlerer Überlegenheit zur verlustreichen Niederlage (sprich: Ich muss fast jede Land- und Raumschlacht von Hand führen, und das dauert...). Aber mehr Spaß als mit den etwas überfrachteten beiden Full Conversions hatte ich damit allemal.

Mein Tipp: Sollte es euch, wie mir, mal wieder in den Fingern jucken in Sachen Star-Wars-Strategie, spielt erst mal die Vanilla-Fassung oder eben Enhanced Campaign Mod Rebels & Empire. Und wenn ihr nach einigen Stunden noch nicht genug davon habt, könnt ihr euch immer noch eine der Full Conversions vornehmen. Aber bitte nicht Remake, das Ding ist konzeptionell falsch abgebogen und läuft so stabil wie ein rostiger AT-ST, dem ein Bein fehlt. Mich würde aktuell am ehesten Thrawn's Revenge interessieren, denn Fall of the Republic von den gleichen Leuten ist gut gemacht, da störte mich ja vor allem das Szenario.

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