Test: FPS + RPG = RPS

Borderlands Test

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Man(n) sollte weniger auf die Rundungen unserer Kameradin achten, sondern lieber auf die böswilligen Skags im Hintergrund.

Wenig Atmosphäre in der Wüste
 
Auch in Sachen Präsentation kommen wir nicht darum herum, Borderlands mit Fallout 3 zu vergleichen, zumindest in seinen besten Momenten. Pandora sieht stellenweise wunderbar dreckig und verbraucht aus. Die Optik im Cel Shading-Look sorgt besonders in der Anfangsphase für eine gelungene Atmosphäre. Doch es folgt bald Ernüchterung, denn hat man sich erst an die Optik gewöhnt, bietet die Spielwelt leider erschreckend wenig Abwechslung. Oder lebendige Personen. 
 
Borderlands verzichtet nämlich weitestgehend darauf, den NPCs einen eigenen Charakter oder ein zumindest rudimentäres Eigenleben zu spendieren. Ihr interagiert also mit Figuren, die wie bestellt und nicht abgeholt in ihren Hütten auf euch warten und nur in Form von kurzen Missionsbriefings mit euch kommunizieren. Selbst wenn ihr sie mit Säure, Feuer oder Granaten eindeckt: die NPC’s stehen lethargisch in ihren Ecken und warten ohne Regung darauf, dass ihr mit den Kindereien wieder aufhört und endlich eine Mission startet. Gerade Rollenspiele leben aber davon, dass der Spieler in der virtuellen Welt versinken und mit komplexen Nichtspieler-Charakteren agieren kann. Hier wurde von Gearbox enorm viel Potential verschenkt. So bleibt Borderlands zwar auf den ersten Blick ein schick anzusehendes Spiel, entpuppt sich aber auf Dauer als blutleer. Da kann auch die anspruchslose Hintergrundstory über geheimnisvolle Aliens und eine mysteriöse Dame, die regelmäßig als eine blaustichige Vision vor euren Augen erscheint, wenig wettmachen.
 
Fühlt sich an wie ein RPG
 
Die Kernkompetenz von Borderlands ist das Kämpfen. Und dazu habt ihr auf Pandora ausreichend Gelegenheit. An jeder Ecke wimmelt es von Kreaturen und Gangstern, die euch nach dem Leben trachten. Anfangs habt ihr diesen Attacken noch wenig entgegen zu setzen, doch je öfter ihr kämpft, desto stärker werdet ihr auch. Für jeden Treffer und besiegten Gegner gibt es Erfahrungspunkte. Sammelt ihr genug davon, steigt ihr einen Level auf. Als Belohnung wird euer Charakter dann stärker, erhält mehr Lebenspunkte und darf außerdem noch einen Skillpunkt verteilen.
 
Im Skill Tree legen wir fest, welche Stärken unser Charakter haben soll. Trimmen wir ihn lieber in die Richtung bärenstarker Einzelkämpfer, oder wählen wir doch lieber Fähigkeiten, die einer Koop-Gruppe weiterhelfen können? 

Womit wir beim nächsten großen Rollenspiel-Element von Borderlands wären: Jede der vier Klassen besitzt einen eigenen Skill-Tree. Mit den bereits erwähnten Skillpunkten gestaltet ihr die Fähigkeiten eures Charakters nach Belieben gestalten. Spielt ihr beispielsweise den Soldaten, müsst ihr euch entscheiden, ob eure Projektile mehr Schaden anrichten oder ob euer Geschützturm, den ihr im Kampf für kurze Zeit einsetzen könnt, umstehende Kameraden heilen und sogar mit neuer Munition versorgen soll. Bei vielen der Möglichkeiten wird allerdings schnell deutlich, dass Borderlands vor allem für den Mehrspielermodus konzipiert wurde. Wer sich mit einer Gruppe von Freunden abspricht, kann so seinen Charakter gemäß den Bedürfnissen anpassen, um zu verhindern, dass zum Beispiel vier Nahkämpfer, aber kein Sanitäter in den kooperativen Kampf ziehen. Wer sich einmal verskillt hat oder etwas Neues ausprobieren will, setzt seine Fertigkeiten gegen Gebühr wieder auf Null und beginnt erneut mit dem Verteilen.
 
Da schlägt das Sammlerherz höher: Dank des Zufallsgenerators gibt es nahezu unendlich viele Waffen in Borderlands zu entdecken.
Selbst wenig erfahrene Rollenspieler werden wissen, dass solche Spiele nicht ohne einen wesentlichen Bestandteil funktionieren würden – die Beute. Und die gibt's in Borderlands im Überfluss. Geld, Munition oder hin und wieder ein Medipack liegen selbst nach kürzeren Gefechten haufenweise über den Boden verteilt herum. Einhergehend mit höherem Level und stärkeren Gegnern werden mit fortschreitender Spielzeit auch diese Beutestücke wertvoller. Wer Glück hat, findet dann als Belohnung für einen erlegten Gegner eine besonders starke Waffe.

Stichwort Waffen: Irgendwie muss die frühere Industriealisierung vor allem auf Waffenfabriken gesetzt haben. Will heißen: Es gibt Haufenweise Schießprügel auf Pandora. Eher ungenauen Herstellerangaben nach sogar „87 Bazillionen Waffen". Was hinter dem Marketingclaim steckt: Borderlands erstellt neue Waffen per Zufallsverfahren und kombiniert die Standardtypen so mit einer Fülle von Extras. Neue Zielfernrohre, weniger Rückschlag, besondere Munition: die Möglichkeiten sind nahezu endlos. So gibt es Granaten, die wie ein Flummi aufspringen und an der Wand kleben bleiben. Daher werden passionierte Sammler auch nicht müde werden, stets nach neuen Waffen Ausschau zu halten. Für jede der Gattungen wie Shotgun, Sturmgewehr oder Pistole existiert ein eigener Erfahrungslevel für euren Charakter. Wer also oft das Scharfschützengewehr benutzt, wird mit diesem bald noch mehr Schaden anrichten können.
 
Fühlt sich an wie ein FPS
 
Wir erwähnten es bereits: An der Steuerung von Borderlands gibt es wenig zu bemängeln. Umso einfacher können wir uns in das Schlachtgetümmel stürzen. Die Palette der Gegner reicht dabei von den hundeartigen Skags bis hin zu Psychopathen, die euch brennend entgegen rennen und sich selbst in die Luft sprengen. Da freundlich gesinnte NPC’s meist nur in Gebäuden herumstehen (immerhin werdet ihr anfangs von einem kleinen Roboter Marke "Mülleimer mit Beinen" begleitet), gibt es in Borderlands keine Gefahr von Friendly Fire. Es gilt die Devise: Wenn es sich bewegt, erschieße es!
Die Stärke der Feinde richtet sich hauptsächlich danach, in welchem Gebiet ihr euch befindet. Je weiter ihr in die großflächige Welt von Pandora vorstoßt, desto stärker werden auch die Kreaturen. Praktischerweise erscheint bei besonders starken Gegnern ein Totenkopfsymbol, und das bedeutet: „Sich mit dieser Kreatur anzulegen ist glatter Selbstmord, probiere es später noch einmal“. Nicht immer glücklich agiert die KI eurer Feinde. Zwar gehen sie oft in Deckung und beharken euch mit Granaten und Spezialwaffen, aber nicht selten kommt es auch vor, das sie einfach stehen bleiben und wie eine Zielscheibe auf ihren Abschuss warten. Da euer Inventar begrenzt ist und ihr daher nicht massenweise Medipacks tragen könnt, ist der Energieschild euer wichtigster Defensivgegenstand in Feuergefechten. Der Schild regeneriert sich automatisch, besonders gute Varianten (die es natürlich auch als Beute gibt) erneuern zusätzlich auch einen Teil eurer Gesundheit.
 
Merke: Komme niemals mit einer Pistole zu einem Raketenwerferduell, du könntest das unfair finden.
prax 11 Forenversteher - 575 - 30. Oktober 2009 - 1:13 #

Wer auf Shooter und Items sammeln steht kann gefahrlos zugreifen. Das volle Potential entfaltet Borderlands allerdings nur mit 3 weiteren Mitstreitern. Der Coop ist eine Mordsgaudi und macht das Spiel sogar noch einen zacken schwerer und den Loot wertvoller ;)

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 30. Oktober 2009 - 1:19 #

Glaube ich sofort. Aber man sollte schon Leute kennen, die es auch gerade spielen. An der Front sieht es bei mir momentan eher schlecht aus, und dafür bin ich fast ein bißchen dankbar: ansonsten würde ich schon mit einem Kauf liebäugeln. ;)

Porter 05 Spieler - 2981 - 30. Oktober 2009 - 11:14 #

Also ist das Spiel doch nicht so gut eh?, das freut mich, denn mir gefällt dieser kitschige Cell Shading look überhaupt nicht, das dümmste was sich Grafiker/Entwickler je haben einfallen lassen um an ordentlichen Texturen oder sich die Arbeit für ein glaubhaftes Setting zu ersparen!

maddccat 19 Megatalent - 14119 - 30. Oktober 2009 - 18:52 #

Wo du schon beim Thema "dumm" bist: Sich darüber zu freuen, dass ein Spiel weniger gut abschneidet weil einem der Grafikstil nicht zusagt, fällt wohl unter die gleiche Kategorie.

monokit 14 Komm-Experte - 2495 - 30. Oktober 2009 - 22:56 #

Ich finde die Grafik großartig! Das ist wie in einem Comic von Enki Bilal herumzulaufen. Fantastisch!

TBrain (unregistriert) 30. Oktober 2009 - 12:36 #

Ich spiele die Xbox 360 Version und bin völlig begeistert. In allen drei Modi (Einzel/Splitcreen oder Online Co-op) macht mich das Spiel "süchtig". Nur noch in die nächste Kiste schauen....ist die Waffe besser, als die die ich trage....was ist das für eine Mod für den Soldaten...So viel Spass hatte ich schon lange nicht mehr bei einem Spiel. Der Cell Shading Look ist passend, sieht anders aus und das ist gut so...Ich kann die (deutschen) Wertungen nicht verstehen....da gibt es für ein BRÜTAL LEGEND (was an einem WE durchgespielt ist) oder einem GTA Addon (was nach 10h vorbei ist) und immer noch unfair wie das Original Spiel ist, höhere Wertungen als für diese "Perle" der Spielegeschichte. Mit diesem Titel werde ich noch Monate beschäftigt sein, bis alle KLASSEN ausprobiert und max. Level haben und das nenne ich doch mal ein gutes Preisleistungsverhältnis. PS. Bugs hatte ich im Übrigen auch noch keine...

Thrawn 11 Forenversteher - 724 - 30. Oktober 2009 - 13:32 #

Ich kann dir nur zustimmen!
Der deutsche Geschmack scheint halt etwas anders zu sein. Das hierzulande hochgelobte Risen ist dafür bei der internationalen Fachpresse nicht besonders gut weggekommen. Aber zum Glück gibt es ja für Menschen, die der englischen Sprache mächtig sind, eine Vielzahl von guten Game-Websites.

SonkHawk 14 Komm-Experte - 2251 - 30. Oktober 2009 - 12:40 #

Könntet Ihr dann nicht die verschiedenen Modi auch unabhängig bewerten? Mann kann doch einen Multiplayer-Titel nicht für seine Singleplayer-Schwächen abstrafen und umgekehrt...

Wäre also für getrennte Single- und Multiplayer-Wertungen durchaus dankbar!!!

Bin übrigens fast reinrassiger Single-Player... die Kids heutzutage sind einfach schneller mit der Maus als ich ;-)

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83993 - 30. Oktober 2009 - 14:52 #

Bezieht sich die wertung nur auf Singleplayer? Nach dem Text hatte ich eigentlich eine höhere Punktzahl erwartet. Ich finde es heute eigentlich nicht mehr zeitgemäß, den Multiplayer ei der Wertung so zu vernachlässigen. Gerade solche Spiele wie Borderlands zeigen das: MP sollte mit SP gleichwertig, also als zweite Wertung im gleichen Wertungssystem, behandelt werden.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 470265 - 30. Oktober 2009 - 22:18 #

Die Wertung rechnet Multiplayer positiv ein, sonst wäre sie ein gutes Stück schlechter. Auch im Text ist erwähnt, dass das Spiel online viel Spaß macht. Ich hab's selbst schon mit Genuss im Multiplayer-Modus gespielt...

Das ist jetzt keine offizielle Aussage, aber wenn dich nur Multiplayer interessiert, kannst du sicher eine halbe oder vielleicht sogar ganze Note oben drauf schlagen. Nur: Auch im Multiplayer-Modus greifen viele der Negativpunkte, darunter vor allem die langfristig geringe Abwechslung.

Robert Stiehl 17 Shapeshifter - 6035 - 30. Oktober 2009 - 15:38 #

Womit ich massive Probleme in der Xbox 360-Fassung habe, sind horrende Latenzzeiten des Online-Koop-Modus, die sich selbst mit Spielern deutscher Nachbarländer vehement äußern. Da sitzt kein Schuss aus meiner Lieblings-Sniperrifle mehr, den ich so schön im Single-Player-Modus geübt habe. Dass sich Gearbox für Peer-to-Peer entschieden hat, mag billig in Hinblick auf die Serverkosten sei, bietet den Spielern, die für Koop-Schlachten gekommen sind, allerdings keine sorgenlose Onlinespielerfahrung.

Dedicated Servers und ein Netzkode à la Left 4 Dead täte Borderlands gut.

GingerGraveCat (unregistriert) 2. November 2009 - 12:03 #

Ich bin nun Level 26 und habe mit Langeweile zu kämpfen. Ich bin schon dazu übergegangen, ohne Ton zu spielen und nebenbei Podcast's zu hören. Es ist echt schade, dass es nur 3-4 Stunden wirklich fesselnd ist und danach schon die Luft weitesgehend raus ist. Es ist wie mit Hellgate London, was ich aus Langeweile einfach irgendwann liegen lassen habe.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10236 - 14. Dezember 2009 - 9:58 #

Merke: heute nur 15 Euro bei Amazon - dafür ist es dem einen oder anderen evtl eine Handvoll Spielstunden wert...

Frage: Kann man auch ohne "echte" Freunde zu kennen, die das Spiel spielen, halbwegs problemlos im Multiplayer "unterkommen"? Hat man mit Zufallsgruppen Chancen oder "muß" man Teamspeak-mäßig koordiniert sein?

marshel87 17 Shapeshifter - 6583 - 24. Januar 2011 - 22:23 #

Grade durchgespielt das Spiel.. und ich kriege einfach nicht genug davon!!! Jetzt die AddOns noch durchspielen und dann an den 2. Durchlauf machen =) (wobei ich vom Ende etwas entäuscht war :( )

Bantadur 17 Shapeshifter - 7049 - 25. September 2017 - 12:54 #

Auf Dauer zu eintönig. Außerdem ab und an konfus, was die Questziele angeht.

Action
Open-World-Action
ab 18
18
Gearbox Software
20.10.2009 (Playstation 3, Xbox 360) • 26.10.2009 (PC) • 12.11.2015 (Xbox One (Xbox 360 Backward Compatibility)) • 03.04.2019 (Playstation 4, Xbox One) • 29.05.2020 (Switch (Legendary Collection)) • 01.09.2023 (Playstation 5, Xbox Series X (Borderlands Collection Pandora’s Box))
Link
7.5
8.1
MacOSPCPS3PS4PS5Switch360XOneXbox X
Amazon (€): 24,95 (), 36,90 (), 38,82 (), 69,95 (Xbox Classics)